Ambulanz am UKSH: Psychotherapie ohne Wartezeit
Die Früherkennungsambulanz am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) in Lübeck ist eine erste Anlaufstelle für junge Betroffene. Bei Bedarf werden schnell Wege in die Psychotherapie freigemacht.
Wohl kaum jemand läuft ständig hundertprozentig rund. Die meisten Menschen kennen gelegentliche Konzentrationsprobleme, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen. Solche Symptome könnten allerdings auch Anzeichen psychischer Erkrankungen sein. Die meisten psychischen Erkrankungen entstehen dabei in der Jugend oder im jungen Erwachsenenalter.
Nicht jahrelang warten, sondern früh handeln
Je früher sie diagnostiziert werden, desto besser seien sie behandelbar, sagt Professor Stefan Borgwardt, Leiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am UKSH: "Wenn wir jahrelang warten, ist das tragisch - die Fälle sehen wir natürlich auch immer."
Stattdessen früh erkennen und schnell behandeln - das ist das Ziel der Früherkennungsambulanz BEATS (Baltic Early Treatment Service). Dafür kooperiert das UKSH mit der Lübecker Kinder- und Jugendpsychiatrie "Junges Leben" der Diakonie Nord Nord Ost.
Beratung auch für Angehörige und Freunde
Einen Termin gibt es an der Ambulanz innerhalb von ein bis zwei Wochen - für junge Menschen zwischen 15 und 35, deren psychischen Probleme neu aufgetreten und noch nicht diagnostiziert worden sind. Das können depressive Symptome sein wie Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit, aber auch Ängste, Wahrnehmungsstörungen, Suchtprobleme - oder vermeintlich banale Beschwerden wie Schlaf- und Konzentrationsprobleme oder das Gefühl, sich immer mehr zurückziehen zu wollen. Die Früherkennungsambulanz ist dabei auch für Freunde und Angehörige da.
Bei Bedarf schnelle Therapieangebote
Die Ambulanz gibt es seit rund einem Jahr. Seitdem hat das Team laut Stefan Borgwardt etwa 40 bis 50 Jugendliche und junge Erwachsene beraten. Die meisten von ihnen brauchten therapeutische Hilfe. Den Patientinnen und Patienten wurden ambulante Psychotherapien angeboten, Plätze in der Tagesklinik oder in der Psychiatrie - ohne lange Wartezeiten.
Manchmal kommt bei den Gesprächen aber auch heraus, dass die Probleme der Betroffenen nicht besorgniserregend sind oder dass sie sich selbst helfen können - zum Beispiel mit besseren Schlafroutinen, mehr Sport und Auszeiten.
Ambulanz hat noch Kapazitäten frei
Die Anlaufstelle des UKSH bietet ihre Beratung auch auf dem Campus in Kiel an. Der große Run auf das Angebot sei im ersten Jahr noch ausgeblieben, sagt Stefan Borgwardt. Dabei weiß er, dass es seit Corona viele junge Menschen gibt, denen es nach wie vor nicht gut geht. "Ich glaube viele Leute haben schon abgeschlossen, weil sie wissen: Es ist schwer, einen Behandlungsplatz zu bekommen", vermutet er. Der Klinikchef hofft, dass künftig mehr Betroffene mit ihren psychischen Problemen vorbeikommen - die Früherkennungsambulanz hat noch Kapazitäten.