Altern mit Style - das Modemobil macht's möglich
Ausgedehnte Einkaufsbummel durch verschiedene Läden, das schaffen viele Seniorinnen und Senioren nicht mehr. Das heißt aber nicht, dass sie nicht gerne shoppen und kein Interesse an Mode haben.
Um kurz vor zehn stehen sie Schlange vor dem Kaminzimmer des Seniorendomizils Vossberg in Ahrensburg (Kreis Stormarn). Schließlich haben die Bewohnerinnen und Bewohner schon gesehen, wie Martin Schur vom Modemobil sechs Kleiderständer hereingefahren hat. Heute ist sein vierter Besuch in der Senioreneinrichtung und alle wissen schon: Für zwei Stunden verwandelt er heute Vormittag den Raum in einer kleine Modeboutique.
Kleidung geeignet für Senioren
Rund 1.200 Blusen, Hosen, Schuhe und Accessoires hat er dabei, alles ausgerichtet auf die Bedürfnisse von Seniorinnen und Senioren: So haben zum Beispiel alle Hosen einen Gummibund. "Der dehnbare Bund hilft der Pflege beim Anziehen und ist total bequem zu tragen", erklärt Martin Schur. "Oder unsere Strickjacken: viele kann man von unten und von oben aufmachen. Und gerade wenn man dann im Rollstuhl sitzt oder sonst viel Zeit sitzend hier im Heim verbringt, ist es angenehmer, weil dann unten ein bisschen mehr Bewegungsfreiheit ist."
Selbstständig Klamotten aussuchen
Beim Aufbau der Kleiderständer in den Senioreneinrichtungen achtet Martin Schur darauf, dass genug Platz für Rollstühle und Rollatoren ist. Seine Kundinnen und Kunden sollen selbst stöbern und aussuchen können, was sie brauchen. Dabei berät Martin Schur sie in ihrer vertrauten Atmosphäre.
Für einige Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorendomizils Vossberg ist es die einzige Möglichkeit, selbst Kleidung auszusuchen. Früher ging Bewohnerin Johanna Leesemann mit ihrer Tochter shoppen. Seit diese krank ist, freut sie sich auf den Besuch des Modemobils: "Weil ich das selber aussuchen möchte und nicht 'ich hab dir was mitgebracht' und dann ist es nicht meine Farbe oder nicht mein Stil. Und da bin ich froh, dass ich das machen kann." Das Modemobil kommt im Seniorendomizil gut an, es ist schon zum vierten Mal hier. Und niemand muss etwas kaufen.
"Man muss einfach authentisch sein, weil wenn man in einem gewissen Alter ist, dann ist man natürlich nicht mehr so schnell wie mit Anfang 20: Man ist auch nicht so schnell umgezogen, man stellt vielleicht dreimal die gleichen Fragen, das ist ganz normal. Wir müssen dann Ruhe ausstrahlen, die Bewohner wirklich geduldig bedienen und Spaß daran haben." Martin Schur, Modemobil
Ein Event mit Musik und Sekt
Einige Bewohnerinnen und Bewohner kommen vor allem wegen der guten Stimmung. Denn die mobile Boutique wird hier zelebriert: Es gibt Musik, Sekt und Orangensaft, Salzstangen und Gebäck, wenn das Modemobil kommt. "So können wir die Mode hier ins Haus holen und ein Event draus machen," erzählt Geschäftsführerin Eva Pilz. Sie war schnell überzeugt, als Martin Schur ihr das Konzept vorstellte. "Wir versuchen die Selbständigkeit noch ein bisschen zu erhalten von den Bewohnern. Ich finde, wenn sie jetzt noch selbständig sich ihre Mode aussuchen können, das ist was ganz Tolles für die, weil wir nehmen den ja vieles ab jetzt hier im Alltag."
Mehr als Mode
Verkauf von Seniorenmode direkt in den Einrichtungen: Diese Marktlücke füllt das Modemobil. Vor mehr als 20 Jahren wurde das Unternehmen in Wuppertal gegründet, heute gibt es deutschlandweit Standorte. Modemobil ist eine Franchise-Unternehmen, das heißt: Martin Schur kauft Kleidung und Material und zahlt pro verkauftem Stück eine Gebühr ans Modemobil. Dafür baut er in seinem Gebiet von Fehmarn bis Mölln und Wismar bis Bad Oldesloe in Senioreneinrichtungen für einen Vormittag eine mobile Boutique auf - und bietet den Bewohnerinnen und Bewohnern damit nicht nur Mode, sondern auch Teilhabe und Selbstbestimmung.