Akku statt Dieselmotor: Bahn rüstet um
Am Bahnhof in Heide sind am Sonnabendvormittag die letzten Arbeiten an der Oberleitungsanlage ausgeführt worden - und die sollen dafür sorgen, dass die Regionalzüge zwischen Heide und Büsum ab Jahresende elektrisch fahren.
Auf etwa 450 Kilometern Gleisen im Land sollen zukünftig akkubetriebene Züge fahren. Dafür werden derzeit laut Deutscher Bahn an sieben Standorten kurze Streckenabschnitte oder einzelne Bahnhöfe elektrifiziert. Die Akkus der insgesamt 55 neuen Züge werden während des Ein- und Ausfahrens aus den Bahnhöfen wie beispielsweise in Heide (Kreis Dithmarschen) sowie während der Standzeit aufgeladen.
Das besondere dabei: Mit dieser noch recht neuen Technologie müssen nicht mehr gesamte Strecken elektrifiziert - und damit für den Umbau teilweise gesperrt werden - sondern nur noch einzelne Abschnitte. Das für die Stromspeisung notwendige Ladeunterwerk in Heide wird voraussichtlich im September angeschlossen. Künftig sollen nach Angaben der Bahn so in Schleswig-Holstein mehr als zehn Millionen Kilometer Zugverkehr pro Jahr elektrisch gefahren werden, auf denen bislang Dieselzüge eingesetzt wurden. Die dieselfreien Strecken würden damit mehr als verdoppelt.
Bahn will bis 2040 klimaneutral sein
"Die Deutsche Bahn wird bis 2040 klimaneutral. Kreative Lösungen wie Oberleitungsinseln für Akku-Züge sind ein wichtiger Baustein auf dem Weg dorthin", meint Ute Plambeck, Konzernbevollmächtigte der DB für Hamburg und Schleswig-Holstein. Und auch Arne Beck, Geschäftsführer NAH.SH, begrüßt die Umrüstung: "Wir freuen uns, dass mit dem Einsatz der neuen Akku-Züge viele Dieselzüge abgelöst werden können. Dies ist ein wichtiger Schritt für das Ziel Schleswig-Holsteins für einen vollständig klimaneutralen Schienenpersonennahverkehr bis 2030 und für die Fahrgäste ein nächster Schritt, um künftig noch komfortabler in unseren modernen Akku-Zügen reisen zu können."
Keine Teil-Elektrifizierung auf Marschbahn-Strecke
Die erste rein elektrische Fahrt ist für Oktober auf der Strecke Kiel-Lübeck-Lüneburg geplant, danach folgen weitere, beispielsweise Neumünster-Heide-Büsum. Für Gleise, auf denen auch Güter- und Fernverkehr unterwegs ist - wie auf der Marschbahnstrecke zwischen Hamburg und Sylt - ist diese Teil-Elektrifizierung laut Bahn nicht möglich.
Hier wird gebaut
Im Auftrag des Landes und der Nahverkehrsgesellschaft errichtet die Deutsche Bahn in Heide, Husum und Tönning Oberleitungsinseln mit Ladeunterwerken, um den Bahnstrom einzuspeisen. Zudem werden zusätzliche Gleise im Bahnhof Bad Oldesloe elektrifiziert. Die Elektrifizierung mit Oberleitungsmasten am Bahnhof Büchen ist bereits fertiggestellt, Kiel soll in Kürze folgen. Auch die bestehenden Oberleitungen auf der Strecke Flensburg in Richtung Kiel sowie zwischen Kiel und Kiel-Hassee sollen erweitert werden.