Air Defender-Übung ab Montag: Auswirkungen auf Flughäfen Sylt und Kiel

Stand: 08.06.2023 12:16 Uhr

Im Luftraum über Deutschland wird es ab Montag (12.6.) eng. Welche Auswirkungen das Großmanöver "Air Defender 23" auf den zivilen Flugverkehr in Schleswig-Holstein haben wird, ist noch unklar.

Das größte Luftwaffen-Manöver seit Gründung der NATO beginnt am Montag. Beteiligt sind insgesamt 25 Staaten mit 250 Flugzeugen und fast 10.000 Soldaten. Im Rahmen der Übung sind 2.000 Flüge vorgesehen - was sich teilweise massiv auf den zivilen Flugverkehr auswirken könnte. Konkret geht es in Schleswig-Holstein um die Zeit zwischen 16 und 20 Uhr abends. Abgesehen von den Militärfliegern darf dann niemand in den Übungskorridoren am Himmel unterwegs sein. Während die Luftwaffe von geringen Konsequenzen ausgeht, rechnet die die Fluglotsengewerkschaft Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) mit massiven Auswirkungen auf die zivile Luftfahrt.

Flughäfen in Hamburg, Sylt und Kiel sind betroffen

Der Hamburger Flughafen geht zwar von Beeinträchtigungen des Luftverkehrs aus, kann auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein jedoch nicht abschätzen, wie massiv diese ausfallen werden. Hier hängt viel davon ab, ob die zuständige Wirtschaftsbehörde in Hamburg das Nachtflugverbot lockern wird - das könnte die Situation entzerren. Sollte das Verbot in der Tat gelockert werden, würde es vor allem in Südholstein auch nachts Fluglärm geben.

Verhältnismäßig groß sind die zu erwartenden Auswirkungen auf Sylt. Der Flughafen liegt unmittelbar im Übungskorridor, was bedeutet, dass zwischen 16 und 20 Uhr Flugzeuge weder landen noch starten dürfen. Daher arbeitet das Flughafen-Team zurzeit intensiv dran, vorgesehene Flüge zu verlegen. Derweil kritisiert Flughafenchef Peter Douven die Bundesregierung: "Es passt nicht zusammen, von Flughäfen einerseits Wirtschaftlichkeit abzuverlangen und andererseits in der knappen Saisonzeit wichtige Verkehrszeiten für Linienflüge komplett und kompensationslos wegzunehmen."

Auch am Flughafen in Kiel kommt der gesamte Flugverkehr wegen der NATO-Übung zum Erliegen. Lediglich Ambulanzflüge dürfen starten und landen. In Lübeck sieht es dagegen besser aus: Der Flughafen liegt nicht im Sperrkorridor und kann die Zone daher umfliegen.

Da Hubschrauber unterhalb der Sperrzone verkehren, sind Rettungseinsätze nicht von dem Manöver betroffen. Gleiches gilt aller Voraussicht nach auch für Heißluftballons, die traditionell während der Kieler Woche aufsteigen.

Ein Soldat betankt in Wunstorf ein Militärflugzeug. © dpa Foto: Julian Stratenschulte
AUDIO: Air Defender Großübung: Auswirkungen auf Flughäfen in SH (1 Min)

Air Defender ist keine NATO-Übung

Die Planungen für die multinationale Übung laufen bereits seit 2018. Beteiligt sind fast alle NATO-Mitgliedsländer. Bei der Übung geht es um nichts Geringeres als den Kern der Bündnisverteidigung: Nach Artikel 5 des NATO-Vertrages wird ein Angriff auf einen Verbündeten als Angriff auf alle Bündnispartner betrachtet. Damit die Zusammenarbeit vieler Länder im Ernstfall funktioniert, soll das jetzt erstmals in so großem Umfang mit so vielen beteiligten Ländern geübt werden. Seitens der Bundeswehr wird immer wieder betont, "dass es eine von Deutschland initiierte und geführte Übung ist und keine der NATO". Die Befehle kommen also aus dem Hauptquartier der Luftwaffe. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg wird die Übung dementsprechend nur als Gast besuchen.

Weitere Informationen
Zwei Militärflugzeuge fahren auf einem Rollfeld hintereinander © NDR Foto: NDR Screenshots
1 Min

Air Defender-Übung: Erste Flugzeuge unterwegs

Die Übung Air Defender beginnt am Montag, doch bereits jetzt sind einige Flugzeuge unterwegs. 1 Min

Ein Tornado startet auf dem Fliegerhorst in Hohn. © NDR Foto: Carsten Salzwedel

Air Defender 2023: Was die Luftwaffen-Übung für den Norden bedeutet

10.000 Menschen aus 25 Ländern nehmen mit 250 Flugzeugen teil. Hauptstandorte sind Jagel, Hohn und Wunstorf. mehr

Eine C-17. © Tobias Gellert

Air Defender 2023: Die ersten Flugzeuge landen in SH

Auf den Flugplätzen in Jagel und Hohn sind die ersten Transportflugzeuge und Kampfjets für die Übung im Juni angekommen. mehr

Zwei Flugjets mit Pilot. © Screenshot

Wird das Nachtflugverbot in Hamburg für Militärübung gelockert?

Mitte bis Ende Juni findet eine große Militärübung auch über Norddeutschland statt - mit Folgen für den zivilen Flugverkehr. mehr

Ein F-22-Kampfjet der US-Luftwaffe in der Luft © dpa/picture alliance Foto: Gustavo Gonzalez

Kampfjet-Verbände: In 48 Stunden von den USA nach Europa

Neue Details zum großen internationalen Luftwaffen-Manöver Air Defender im Juni: Die meisten Kampfjets starten von Hohn und Jagel. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 07.06.2023 | 17:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Lübeck

Sylt

Kiel

Flugverkehr

Bundeswehr

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Boote der 49er FX-Klasse sind zum Start bereit bei einer Wettfahrt im Rahmen der Kieler Woche auf der Förde vor Schilksee. © picture alliance/dpa Foto: Frank Molter

Olympia 2036 oder 2040: Kiel bewirbt sich um Segelwettkämpfe

Die Landeshauptstadt will zum dritten Mal Austragungsort werden. Neben Schilksee sollen neue Reviere dazukommen. mehr

Videos

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?