Air Defender: Mahnwache mit 70 Teilnehmern in Jagel
Bei einer Mahnwache haben die Deutsche Friedensgesellschaft und die Initiative "Bundeswehr abschaffen" Air Defender 23 kritisiert - auch wegen der Klimabilanz der Übung.
Vor dem Flugplatz in Jagel (Kreis Schleswig-Flensburg) haben am Mittwochmittag bei einer Mahnwache rund 70 Menschen gegen die internationale Luftwaffenübung Air Defender 23 demonstriert. Zu dem Protest hatten die Deutsche Friedensgesellschaft - vereinigte Kriegsdienstgegnerinnen (DFG-VK) und die Initiative "Bundeswehr abschaffen" aufgerufen. "Wir haben drei große Kritikpunkte an Air Defender", sagt Michael Schulze von Glaßer, der Vorsitzende der DFG-VK. "Der Erste ist, dass die Übung gefährlich ist. Der Zweite ist, dass diese Übung enorm teuer ist und als Drittes gibt es den Umweltaspekt: Ein Eurofighter stößt in einer Flugstunde elf Tonnen CO2 aus. Das ist so viel, wie ein Bundesbürger im Jahr ausstößt."
"Klimakiller Bundeswehr"?
Die Klimabilanz von Air Defender ist bei der Mahnwache einer der zentralen Kritikpunkte an der bisher beispiellosen Übung mit rund 250 Flugzeugen aus 25 Nationen. Auf einigen Plakaten ist der Slogan "Klimakiller Bundeswehr" zu lesen. Nach Angaben der Bundeswehr werden bei der knapp zweiwöchigen Übung allein von Luftfahrzeugen gut 35.000 Tonnen sogenannter CO2-Äquivalente ausgestoßen. Das entspricht etwa dem jährlichen CO2-Fußabdruck von 3.250 Menschen in Deutschland.
Keine Zwischenfälle bei Mahnwache
Am Fliegerhorst in Wunstorf (Region Hannover) hatten bereits am Sonnabend rund 300 Menschen aus ganz Norddeutschlandunter dem Motto "Frieden üben - statt Krieg" gegen Air Defender 23 demonstriert. Bei der friedlichen Demonstration am Mittwoch in Jagel kam es laut Polizei zu keinerlei Zwischenfällen. Regenbogenflaggen mit Peace-Zeichen säumten den Weg zum Haupttor des Flugplatzes in Jagel, neben Redebeiträgen stimmten die Friedensaktivisten deutsche Übersetzungen unter anderem von Bob-Dylan-Songs an.
Gerchen: Gefahr von Zwischenfällen in Grenznähe
Die Demonstranten werten Air Defender 23 als Provokation gegenüber Russland - auch wenn Luftwaffe und NATO immer wieder betonen, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen dem defensiven Übungszenario und dem Krieg in der Ukraine gibt. "Wir sehen die akute Gefahr darin, dass es bei so einem großen Manöver leicht zu Zwischenfällen kommen kann, besonders wenn es zum Beispiel am bottnischen Meerbusen an die Grenze zu Russland geht", meint Georg Gerchen von der DFG-VK.
Kritik auch von der Linken
Bereits im Vorfeld von Air Defender gab es von der Partei Die Linke Kritik an der Militärübung. Der stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Ali Al-Dailami, sprach von Machtdemonstration und einem falschen Signal.