Air Defender: Kanzler Scholz will in Jagel Wehrhaftigkeit untermauern
Olaf Scholz hat sich am Freitag ein Bild vom Luftwaffenmanöver Air Defender gemacht. Auf dem Fliegerhorst Jagel setzte er sich zum Auftakt seines Besuchs in einen Eurofighter und gab anschließend ein Statement ab.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist am Mittag auf dem Fliegerhorst Jagel (Kreis Schleswig-Flensburg) gelandet. Zum Auftakt des Termins setzte sich der Kanzler zunächst in einen Eurofighter-Jet. Diese Geste sei neu, sagte Thomas Wiegold, Fachjournalist und Blogger mit den Schwerpunkten internationale Verteidigungs- und Sicherheitspolitik, im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein. "Die Zeiten haben sich geändert, das will offensichtlich auch der Kanzler demonstrieren", sagte Wiegold. Der Besuch ist seiner Einschätzung nach ein Zeichen der Wertschätzung an die Truppe. "Wie das im Ausland ankommt, wird man gucken müssen. Aber ich glaube, es kommt dem Kanzler schon darauf an, das, was in der neuen Nationalen Sicherheitsstrategie Wehrhaftigkeit heißt, auch mit Bildern zu unterlegen", so Wiegold weiter.
Scholz: "Ganz wichtige Übung"
Kanzler Scholz sprach bei seinem Statement von einer "ganz wichtigen Übung", die zeige, dass man gut zusammenarbeite. "Es ist auch ein Zeichen, dass wir gut vorbereitet sind, dass wir Landes- und Bündnisverteidigung miteinander trainieren, damit die Aussage auch ernst genommen wird", so Scholz. Vor allem sei jedoch wichtig, dass man bereit sei, "jeden Zentimeter unseres Territoriums zu verteidigen."
Experte: Manöver ist Verteidigungsübung
Fachjournalist Wiegold sagte, diese Übung finde bewusst weit weg von der Grenze zu Russland statt. Es sei eine Verteidigungsübung. Hätte man dieses Manöver beispielsweise in Finnland durchgeführt, wäre das ein anderes Signal gewesen.
Nach seinem Statement informierte sich Scholz weiter über das größte Luftwaffenmanöver seit Bestehen der NATO. Auch ein Gespräch zwischen dem Kanzler und einigen Soldatinnen und Soldaten stand auf der Tagesordnung.
250 Flugzeuge dabei
Insgesamt nehmen 250 Flugzeuge an der Großübung teil, etwa die Hälfte davon kommen aus den USA. In Jagel starten und landen seit mittlerweile fünf Tagen Kampfjets der Bundeswehr und einiger anderer der 25 teilnehmenden Staaten.
Von Seiten der Bundeswehr fällt das Fazit bislang durchweg positiv aus. Es habe keine Zwischenfälle gegeben. Das bestätigte auch Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), der am kommenden Dienstag (20.6.) zusammen mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg ebenfalls den Militärflugplatz Schleswig-Jagel besuchen will. Für Scholz ist die Reise nach Jagel auch der Antrittsbesuch bei der Luftwaffe.
Bisher kaum Auswirkungen auf den zivilen Luftverkehr
Fast geräuschlos läuft die internationale Luftwaffenübung bisher ab: Zusätzlicher Fluglärm ist in weiten Teilen der großflächigen Übungsräume jenseits der Startbahnen kaum auszumachen. Auch ein Chaos an den Flughäfen blieb bislang aus. Nur einzelne Flüge seien etwas verspätet, heißt es etwa von der Lufthansa.
Die Deutsche Flugsicherung (DFS) bestätigt das: 22.000 Verspätungsminuten soll es pro Tag in der ersten Air Defender-Flugwoche gegeben haben - im Vorfeld waren 55.000 Minuten prognostiziert worden. Die DFS berichtet, dass sich mehrmals täglich Experten mit Vertretern der Luftwaffe treffen, um die Abläufe zu koordinieren. Dadurch wirke sich das Manöver kaum auf den zivilen Flugverkehr aus. Seit dem Start der Übung verzeichnete die DFS mehr als 750 militärische Flüge im deutschen Luftraum.