18.000 Wildunfälle pro Jahr in SH: Polizei und Landesforsten warnen
In Schleswig-Holstein ereignen sich jährlich Tausende Wildunfälle. Während der Brunftzeit der Tiere im Herbst ist die Gefahr besonders groß. Experten wissen, wie die Unfall-Wahrscheinlichkeit sinkt.
In der dunklen Jahreszeit steigt aktuell wieder die Gefahr für Wildunfälle auf den Straßen in Schleswig-Holstein. Davor warnen die Landesforsten und die Landespolizei. Im vergangenen Jahr wurden laut Verkehrssicherheitsbericht 18.000 Wildunfälle gemeldet. Seit 2015 werden sie gesondert ausgewiesen, damals lag die Zahl noch bei 15.000 Verkehrsunfällen mit Wild.
Auf konkrete Gründe zurückführen lässt sich dieser Anstieg laut Landespolizeisprecher Marcel Schmidt nicht. "Es ist ein langsamer, kontinuierlicher Anstieg, der vielleicht auch mit der Zunahme des Verkehrs zu tun hat", sagt Schmidt.
Geschwindigkeitsbeschränkungen und Warnschilder
Die hohen Zahlen machen die Wildunfälle zu einem relevanten Gebiet für die Verkehrssicherheitsarbeit. Dabei steht vor allem das Thema Prävention im Mittelpunkt. Die Landespolizei informiert beispielsweise auf ihrer Website über das Thema und begrüßt, dass auch der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV.SH) auf die steigenden Zahlen reagiert hat.
Durch einen Erlass wird es den Kreisverkehrsbehörden seit diesem Jahr erleichtert, Geschwindigkeitsbeschränkungen und Warnschilder an Unfallschwerpunkten anzuordnen.
Jagdexperte: "Tiere sind auch Gewohnheitstiere"
In den Herbstmonaten sorgt die Brunft beim Rotwild dafür, dass die Tiere weite Strecken zurücklegen. Dazu kommt, dass die Futtersuche auf zunehmend kahlen Flächen schwieriger wird. Das Wild ist vor allem in der Dämmerung in den Morgen- und Abendstunden unterwegs. Somit fällt der verstärkte Wildwechsel in die Zeit des Berufsverkehrs.
Die Zeitumstellung verstärke das Problem, sagt Marcel Zickermann, Jagdexperte für die Landesforsten im Segeberger Forst (Kreis Segeberg). "Wir Menschen haben dann einen anderen Rhythmus als sonst - und die Tiere sind auch Gewohnheitstiere. Die schließen sich unserem Rhythmus an, um uns auszuweichen." Autofahrerinnen und Autofahrer sollten deshalb unbedingt auf Warnschilder achten, so Zickermann.
Wildunfälle vermeiden: Das sind Tipps der Experten
Besonders viel Wildwechsel gibt es in Waldgebieten, aber auch an den Übergängen zwischen Wald und Feldern. Die Landesforsten und die Landespolizei raten Autofahrerinnen und Autofahrern deshalb zu besonderer Vorsicht. Taucht ein Tier am Straßenrand auf, gilt:
- abbremsen
- Fernlicht abblenden, da Tiere sonst eher erstarren
- mehrmals hupen
- Lenkrad festhalten
- nicht ausweichen, um nicht in den Gegenverkehr oder von der Fahrbahn zu geraten
Nach einem Wildunfall sollten Autofahrerinnen und Autofahrer die Polizei rufen, die Unfallstelle absichern und das tote oder verletzte Tier auf keinen Fall anfassen oder mitnehmen.