Vier-Tage-Woche in der Pflege? Am Klinikum Osnabrück geht das
Ob Vier-Tage-Woche, nie wieder Nachtschicht oder jeden Tag von 8 bis 16 Uhr arbeiten - in der Pflege gilt das als ungewöhnlich. Am Osnabrücker Klinikum ist es seit einem Jahr Alltag.
Die sogenannten Flexpool-Mitarbeitenden suchen selbst aus, wann und wie viel sie arbeiten wollen - die einzige Bedingung: Sie werden da eingesetzt, wo gerade Bedarf ist und wechseln dadurch oft die Stationen. Insgesamt arbeiten knapp 120 Pflegekräfte am Osnabrücker Klinikum nach dem Modell - 75 davon in Vollzeit. Die meisten Mitarbeitenden sind von extern extra für den "Flexpool" an das Klinikum gekommen, so Karin Salwolke, die Leiterin des "Flexpool"-Büros.
"Flexpool" soll wachsen
Seit Januar 2024 gibt es den "Flexpool" am Klinikum. Nach einer einjährigen Testphase steht fest: Der Pool soll weiter ausgebaut werden. Aktuell sei das "Flexpool"-Büro deshalb auf der Suche nach einer weiteren Disponentin, die Karin Salwolke und ihre beiden Kolleginnen unterstützen soll.
Keine Zeitarbeitsfirmen mehr am Osnabrücker Klinikum
Mit dem Start des "Flexpools" beendete das Klinikum auch jegliche Zusammenarbeit mit externen Zeitarbeitsfirmen in der Pflege. Alle Pflegekräfte am Klinikum seien im Haus direkt angestellt, wie Salwolke berichtet. "Ich finde, es ist für das Haus eine große Bereicherung und auch für die Mitarbeiter auf Station, weil die jetzt nicht mehr so viel einspringen müssen", sagt die Disponentin. Ein weiterer Vorteil: Durch die flexible Einteilung sei das Abbauen von Überstunden leichter.
Arbeitszeiten nach der Freizeitgestaltung richten
"Ich arbeite seit über 25 Jahren in der Pflege und das ist das erste Mal, dass ich selbst bestimme, wann ich arbeiten gehe und wann nicht", sagt Arndt Höhbusch. Der Pfleger war einer der ersten "Flexpool"-Mitarbeiter und ist einer der 75 Vollzeitkräfte. Vor Arbeitsbeginn noch eine große Runde mit seinen drei Hunden spazieren gehen, war für ihn lange Zeit undenkbar.
Nie wieder Nachtschichten trotz Vollzeit
Sein Arbeitsbeginn nach "Flexpool"-Modell ist um 8 Uhr. Nachtschichten macht der 56-Jährige gar nicht mehr. Außerdem arbeitet er auch nicht mehr zwölf Tage am Stück, wie es in der Pflege oft üblich ist, sondern höchstens sieben - meistens habe er sogar eine normale Fünf-Tage-Woche. Gesundheitlich fühle er sich schon jetzt besser. "Von Spätdienst auf Frühdienst zu wechseln war immer besonders anstrengend", so Höhbusch.
"Flexpool"-Büro als Ansprechpartner für Pflegekräfte
Der ständige Wechsel der Station, auf der er eingesetzt wird, störe ihn nicht, sagt der 56-Jährige. Es komme auch mal vor, dass er mehrere Wochen in der gleichen Position arbeite. Mittlerweile kenne er aber auch schon so viele Stationen, dass er sich schnell zurechtfinde. Dass er keine festen Kollegen und Stationsleitung habe, sei ebenfalls kein Problem. "Dafür ist das 'Flexpool'-Büro für uns da", sagt Arndt Höhbusch. Karin Salwolke und ihre beiden Kolleginnen fungieren als feste Ansprechpartnerinnen für die Flexpool-Kräfte. "Wir versuchen, es allen gerecht zu machen - das klappt aber auch nicht immer", betont Salwolke.
Was, wenn Kollegen neidisch werden?
Die Zusammenarbeit mit den festen Kollegen auf den Stationen klappt laut Arndt Höhbusch meistens gut: "In der Regel freuen sich alle, wenn man kommt." Ab und zu komme es aber auch mal zu Neid und Unverständnis, warum sich die "Flexpool"-Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten selbst aussuchen dürfen. Höhbusch nimmt das gelassen: Er erinnere dann gerne an den Deal des "Flexpools", betont er: "Ich sage, wann ich arbeite und dafür sagt das 'Flex'-Büro, wo ich arbeite."
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