Urteil nach rassistischen Chats: Polizisten bleiben im Dienst

Stand: 25.04.2025 13:38 Uhr

Zwei Beamte der Polizei Osnabrück, die sich jahrelang rassistische "Witze" zugeschickt haben, werden nicht entlassen. Das hat das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Lüneburg am Donnerstag entschieden.

Die Polizeidirektion Osnabrück hatte die vorangegangenen beiden Urteile gegen einen 49- und einen 61-Jährigen vor dem OVG angegriffen, um die Beamten aus dem Dienst entfernen zu können, wie ein Sprecher mitteilte. Das Gericht bestätigte die vorherigen Entscheidungen des Verwaltungsgerichts und des Landgerichts Osnabrück - gegen eine Entfernung aus dem Dienst. Die Lüneburger Richter verschärften jedoch die Strafe: Ein Beamter wird den Angaben zufolge um einen, der andere um zwei Dienstgrade zurückgestuft. In erster Instanz hatte das Verwaltungsgericht einem Polizisten das Gehalt vorübergehend gekürzt, der andere wurde um einen Dienstgrad zurückgestuft. Das Urteil des OVG ist rechtskräftig und es kann keine Berufung mehr eingelegt werden.

Laut OVG besteht "Restvertrauen" in Beamte

Die Lüneburger Richter sahen es als erwiesen an, dass die Polizisten jeweils rassistische Nachrichten und Bilder verschickt hatten. Damit hätten sie gegen Dienstpflichten verstoßen. Die Beamten sind nach Auffassung des Gerichts jedoch nicht verfassungsfeindlich eingestellt. Den Angaben zufolge besteht ein "Restvertrauen" darin, dass sich die Polizisten in Zukunft ordnungsgemäß verhalten. Deshalb dürften sie weiter arbeiten, hieß es. Die Polizeidirektion Osnabrück wird sich "die Urteilsbegründung sehr genau anschauen und die Entscheidung umsetzen", wie ein Sprecher mitteilte.

Polizeidirektion machte Fall öffentlich

Videos
Ein Mann mit grauen Haaren, Brille und Bart steht im Studio und wird iinterviewt. Er trägt ein dunkles Jacket, darunter ein lilafarbenes T-Shirt. © Screenshot
4 Min

Polizisten unter Extremismusverdacht

Bundesweit wird gegen mindestens 400, in Niedersachsen gegen 15 Polizeibeamte ermittelt. Dazu Kevin Komolka von der Gewerkschaft der Polizei. 4 Min

Der Fall hatte hohe Wellen geschlagen: Seit 2015 sollen sich die Polizisten Bilder und Videos zugeschickt haben, die im Kern rassistische Inhalte hatten. Die Polizeidirektion machte den Fall öffentlich, suspendierte die Beamten sofort und kürzte ihre Bezüge. Um sie aus dem Dienst zu entfernen, zog die Polizeidirektion vor Gericht. In der Öffentlichkeit fand diese Entscheidung breiten Zuspruch, vor Gericht jedoch nicht. Denn: In keinem der Fälle hatte sich ein rechtsextremes Weltbild bestätigt, hieß es im Jahr 2023 vom Verwaltungsgericht.

Weitere Informationen
Blick auf die Polizeidirektion Osnabrück anlässlich einer Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft Osnabrück. © picture alliance/dpa Foto: Friso Gentsch

Rassistische Chats: Schlappe für Polizei - Beamte dürfen bleiben

Die Polizeidirektion Osnabrück hat vor Gericht gleich mehrere Schlappen erlitten. Die Fälle waren vor mehreren Jahren bekannt geworden. mehr

Der Schriftzug "Polizei" und das Niedersachsen-Pferd auf einer Polizeiuniform. © dpa Foto: Fotostand / Gelhot

Urteil: Polizeibeamter äußert sich frauenfeindlich und rassistisch

Der Mann hatte sich herablassend über seine Vorgesetzte in Hameln - eine Frau mit türkischen Wurzeln - geäußert. Er muss Schadenersatz zahlen. mehr

Anhänger der Partei "Die Rechte" stehen bei einer Kundgebung in Goslar. © dpa Foto: Swen Pförtner

Verfassungsschutzbericht: Mehr Rechtsextremisten in Niedersachsen

Rechtsextremismus bleibe hierzulande die größte Gefahr für die Demokratie, sagte Innenministerin Behrens. mehr

Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 25.04.2025 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Osnabrück

Rechtsextremismus

Mehr Nachrichten aus der Region

Der Tidepolder Coldemüntje bei Westoverledingen. © Screenshot

"Masterplan Ems": Zwischenbilanz nach zehn Jahren Laufzeit gezogen

Der Vertrag regelt wirtschaftliche Interessen und den Umweltschutz rund um den Fluss. Er soll bis 2050 gelten. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen