Meyer Werft in finanzieller Schieflage: Springt das Land wieder ein?
Die Papenburger Meyer Werft ist nach Informationen von NDR Niedersachsen in finanzieller Schieflage. Im November muss ein Kredit zurückgezahlt werden. Das könnte zum Problem werden.
Nach Informationen des NDR Niedersachsen muss die Werft eine Kreditsumme in Höhe von 550 Millionen Euro im November zurückzahlen. Dafür fehlen ihr aber wohl die Rücklagen. Die Lage sei herausfordernd, heißt es von der Werft. Konkrete Zahlen nennt das Unternehmen nicht. Einem Insider zufolge steht die Zukunft der Werft auf Messers Schneide. Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) sagte: "Wir machen uns große Sorgen und wir arbeiten eng mit der Werft zusammen, die Probleme wieder zu bewältigen." Zuerst hatte die "Wirtschaftswoche" über die Schieflage berichtet.
Schiffe werden erst bezahlt, wenn sie fertig sind
Eigentlich gelten die Auftragsbücher des Traditionsunternehmens aus Papenburg mit Standorten in Rostock und im finnischen Turku als gut gefüllt. Aber: Gezahlt wird meist erst dann, wenn die Schiffe fertig sind. Bis dahin muss die Werft mit Krediten in Vorleistung gehen. Die hohe Verschuldung des Unternehmens, das 2022 einen Umsatz von 2,1 Milliarden Euro erzielte, gilt der "Wirtschaftswoche" zufolge als problematisch.
Landtag schaltet sich ein
Wohl so problematisch, dass sich der Wirtschaftsausschuss im Niedersächsischen Landtag einschaltete. Vergangenen Freitag wurden die Abgeordneten über die finanzielle Lage der Meyer Werft informiert. Der Inhalt sei vertraulich gewesen, sagte ein Sprecher von Wirtschaftsminister Lies in Hannover. In dessen Ministerium prüft man nach Informationen von NDR Niedersachsen aktuell, ob eine weitere Bürgschaft des Landes nötig werden könnte. "Das ist Teil von Diskussionen, die zwischen Land und Werft stattfinden: Wann gibt es Unterstützungsbedarf, wann nicht? Aber das ist eine interne Diskussion, und die bleibt auch intern", sagte Lies dem NDR Niedersachsen. Im vergangenen Jahr war der Werft bereits eine Bürgschaft über 350 Millionen Euro gewährt worden.
Wirtschaftswoche: Sanierungsexperte soll Werft auf Vordermann bringen
Das Geld aus der ersten Landesbürgschaft ist nach Informationen des NDR Niedersachsen bereits aufgebraucht. Bis 2029 hat die Meyer Werft demnach Zeit, es zurückzuzahlen. Von der Werft wollte das niemand offiziell bestätigen. Wie die "Wirtschaftswoche" berichtet, will das Unternehmen mit dem Sanierungsexperten Ralf Schmitz zusammenarbeiten, der bereits den Energiekonzern Steag vor der Pleite bewahrt hatte. Ein Werftsprecher wollte dies nicht kommentieren.
Werft bekam zuletzt neue Aufträge
Das Unternehmen hatte zuletzt mehrere Aufträge an Land ziehen können. "Wir haben jetzt neue Aufträge für 2027, für 2028. Also eine echt positive Perspektive, die sich gerade ergibt. Aber das hat länger gedauert als erwartet", sagte Lies. "Die große Herausforderung der Meyer Werft ist es, kontinuierlich wieder Schiffsaufträge anzunehmen. Da bin ich zuversichtlich. Und aus diesen Aufträgen heraus finanziert sich auch der Bau der aktuellen Schiffe." Die Meyer Werft beschäftigt rund 3.000 Menschen.