Ausländerfeindliche Gesänge in Messingen: Keine Konsequenzen
Nachdem Gäste auf einer Weihnachtsfeier in Messingen ausländerfeindliche Parolen zum Partyhit "L'amour toujours" gesungen haben sollen, hat die Staatsanwaltschaft Osnabrück die Ermittlungen eingestellt.
Das teilte die Staatsanwaltschaft auf Anfrage des NDR Niedersachsen mit. Der Fall wird demnach nicht vor Gericht verhandelt. Ermittelt wurde gegen einen Jugendlichen. Weitere Details, etwa zur Begründung der Einstellung, nannte die Staatsanwaltschaft aufgrund des minderjährigen Alters des Beschuldigten nicht. Dem NDR ist lediglich bekannt, dass der Jugendliche bisher nicht durch rechtsradikale Aussagen auffällig geworden sein soll.
Rechte Lieder in Gaststätte? Konsequenzen blieben lange unklar
Die Party im Landkreis Emsland am ersten Weihnachtstag hatte für Aufsehen gesorgt: In einer Gaststätte sollen mehrere Gäste während des Liedes "L'amour toujours" von Gigi D'Agostino die umgedichtete Zeile "Deutschland den Deutschen - Ausländer raus" gesungen haben. Lange blieb unklar, welche Folgen dies haben würde. Ein Rückblick:
Polizei identifizierte einen mutmaßlichen Sänger
Der Wirt der Gaststätte, Joachim Thünemann, erfuhr erst am nächsten Tag von dem Vorfall und versuchte, die beteiligten Gäste im Nachhinein zu identifizieren - ohne Erfolg. Daraufhin erstattete er Anzeige gegen Unbekannt, in der Hoffnung, die Polizei könnte den Vorfall aufklären. Die Beamten leiteten im Januar ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Volksverhetzung ein. Sie riefen Zeugen auf, sich zu melden, was nach Angaben der Polizei auch einige taten. Nach mehreren Befragungen konnte die Polizei demnach in Zusammenarbeit mit dem Staatsschutz einen mutmaßlichen Sänger identifizieren. Zuvor hatte es geheißen, mehrere Gäste hätten mitgesungen.
Wirt: "Das würde ein Messinger nie machen"
Die Berichte über die Gesänge hätten viele Messinger beschäftigt berichtet der Wirt der Gaststätte, Joachim Thünemann. Und er betont: "Das würde ein Messinger nie machen. Dieses Gedankengut gibt es nicht in Messingen." Damit wiederholt der Wirt, was Bürgermeister Ansgar Mey (CDU) schon im Januar betont hatte: "Wir Messinger machen das nicht." Bei der Feier mit 900 Besucherinnen und Besuchern seien auch auswärtige Gäste dabei gewesen.
DJ verteidigt den Ort
Die Polizei in Lingen bestätigt den Eindruck: Weitere Gesänge auf anderen Festen in der Umgebung seien seitdem nicht bekannt geworden. Marco Thore Jung, der in Messingen wohnt und an dem Abend als DJ aufgelegt hat, findet, der Staatsschutz sei schon ein großes Kaliber für das doch eigentlich eher unauffällige Messingen. Einige Medienberichte hätten den Eindruck erweckt, der ganze Ort habe das Lied abgefeiert. Das sei nicht der Fall gewesen und er fügt hinzu: "Das ist nicht schön, darüber brauchen wir gar nicht zu reden."
Karte: Polizeilich erfasste Vorfälle von rassistischen Parolen zu "L'Amour Toujours" in Niedersachsen, sortiert nach Polizeiinspektionen
Verhandlungen in anderen Fällen stehen noch aus
Allerdings sind dem Landeskriminalamt Niedersachsen ähnliche Vorfälle aus anderen Teilen des Landes bekannt. Bis Ende Mai wurden 28 entsprechende Vorfälle registriert, unter anderem auf Schützenfesten. So wurden nach rassistischen Parolen in Löningen im Landkreis Cloppeburg zwei Jugendliche angeklagt. Frühestens Ende August soll sich entscheiden, ob es zu einem Prozess kommt.