Brennelemente für den Osten aus Lingen? Einwände werden diskutiert
In der Lingener Brennelementefabrik plant der französische Konzern Framatome Brennelemente russischer Bauart zu produzieren. Dagegen gibt es Tausende Einwendungen, die von heute an erörtert werden.
Die Kritiker befürchten Spionage und Sabotage im europäischen Energienetz. Um Brennelemente für russische Atomkraftwerke herstellen zu können, will Framatome mit dem russischen Staatskonzern Rosatom kooperieren. In einem Joint Venture will der französische Konzern Mitarbeiter und Bauteile des russischen Staatskonzerns Rosatom zum Lingener Standort seines Tochterunternehmens Advanced Nuclear Fuels (ANF) holen. Und das bereitet Kritikern Sorge, weil der Konzern dem Kreml direkt unterstellt ist und sich auch aktiv am Krieg gegen die Ukraine beteiligt.
Umweltministerium will Einwendungen bis Freitag diskutieren
Die niedersächsische Landesregierung hatte im Rahmen des Genehmigungsverfahren die Unterlagen der Planungen in Lingen öffentlich auslegen lassen. Dagegen sind rund 11.000 Einwendungen eingegangen. Bei dem bis Freitag angesetzten Erörterungstermin mit dem niedersächsischen Umweltministerium sollen diese Bedenken ausführlich diskutiert werden. Danach will das Ministerium entscheiden, ob die Pläne für die Lingener Fabrik genehmigt werden. Wann genau die Entscheidung fallen soll, ist unklar.
Fabrik in Lingen nach Atomausstieg nicht mehr ausgelastet
Bisher werden in Lingen nur die viereckigen Brennelemente für Atomkraftwerke in Westeuropa produziert. Nachdem Deutschland im April vergangenen Jahres seine letzten Atomkraftwerke (AKW) vom Netz genommen hatte, ist die Produktion in Lingen nicht mehr ausgelastet. Auch deshalb will der Betreiber Brennstäbe nach sowjetischer Bauart produzieren. Wie Fabrik-Geschäftsführer Andreas Hoff mitteilte, könnte eine zusätzliche Produktion von sechseckigen Brennelementen für osteuropäische Atomkraftwerke - wie sie zum Beispiel in der Ukraine oder in Finnland stehen - mehr Unabhängigkeit von russischer Produktion bedeuten. Kritiker des Projekts befürchten dagegen, dass es eine Einflugschneise für russische Spionage biete.