Brennelementefabrik: Betreiber will russische Ingenieure holen
In der Brennelementefabrik in Lingen sollen künftig russische Spezialkräfte eingebunden werden. Das hat die Betreiberfirma Advanced Nuclear Fuels (ANF) am Dienstag im Umweltausschuss eingeräumt.
Ihr Einsatz sei für die Produktion von Brennelementen russischer Bauart notwendig. Dafür würden nicht nur Maschinen und Anlagen aus Russland benötigt, sondern auch russisches Fachwissen, sagte ANF-Geschäftsführer Andreas Hoff. Allerdings würden die Fachleute nur kurze Zeit in Lingen arbeiten und bei ihrer Tätigkeit beaufsichtigt werden, so Hoff. Atomkraftgegner Alexander Vent aus Lingen (Landkreis Emsland) sieht sich in seiner Sorge bestätigt, dass damit der russische Staatskonzern Rosatom Einblicke in die Lingener Brennelementefabrik erhalten könnte.
Umweltminister Meyer: Gefahr für Innere Sicherheit ausschließen
Das niedersächsische Umweltministerium ist die Genehmigungsbehörde für die Brennelementefabrik. Deren Anträge für die erweiterte Produktion liegen derzeit öffentlich aus. Umweltminister Christian Meyer (Bündnis 90/Grüne) sieht den Einsatz russischer Ingenieure in Lingen kritisch. Es werde geprüft, ob dadurch die Innere und Äußere Sicherheit des Staates gefährdet sei, so Meyer. Es könne nicht sein, dass Mitarbeiter Russlands in Lingen beschäftigt würden. Das Lingener Unternehmen ANF dagegen betont, dass sich an der personellen Betriebsorganisation in Lingen nichts ändern werde. Dort sind zur Zeit 400 Mitarbeitende beschäftigt. Durch die zusätzliche Produktion sollen rund 50 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
EU will Atomindustrie unabhängiger von Russland machen
Derzeit beliefert die Lingener Brennelementefabrik westeuropäische Atomkraftwerke und produziert dafür quadratische Brennelemente. Laut ANF laufen 19 Atommeiler in Osteuropa mit sechseckigen Elementen und die werden bislang vor allem in Russland hergestellt. Das soll sich ändern: die Europäische Union will die Atomindustrie unabhängiger von Russland machen. Dafür sollen in Lingen zunächst sechseckige Brennelemente hergestellt werden. Im zweiten Schritt will das Unternehmen ein einheitliches Design für alle Kernkraftwerke entwickeln. Das könne aber noch 10 bis 15 Jahre dauern, so ANF-Geschäftsführer Hoff.