Bombenräumung in Osnabrück: Sieben Verdachtspunkte gefunden
An sieben Verdachtspunkten in Osnabrück könnten Weltkriegsbomben liegen. Ob dem so ist, müssen Fachleute jetzt überprüfen. Die Polizei ist mit der - inzwischen abgeschlossenen - Evakuierung zufrieden.
Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs im künftigen Lokviertel müssen insgesamt sieben Verdachtspunkte untersucht werden. Das seien "so viele wie noch nie an einem Tag in Osnabrück", teilte die Stadt mit. Demnach konnten Expertinnen und Experten bislang vier Bomben freilegen. "Ihrer ersten Einschätzung zufolge haben sie Aufschlagzünder, lassen sich also hoffentlich leichter entschärfen als Bomben mit sogenanntem Säurezünder", so die Stadt. Bauarbeiter hatten die Verdachtspunkte bei Bodenarbeiten entdeckt. "Selbst für Osnabrück, wo wir mehrere Bomben gewohnt sind, ist das hier etwas besonderes," sagte Stadtsprecher Simon Vonstein am Sonntagmorgen.
Evakuierung: Nicht alle wollten Gebiet freiwillig verlassen
Ab kurz nach 7 Uhr kontrollierte die Polizei das Evakuierungsgebiet. Auch Drohnen flogen über den Bereich und suchten nach Menschen, die sich noch dort aufhielten. Nicht alle Bürgerinnen und Bürger seien einsichtig gewesen, hieß es von der Polizei. Einige Anwohnerinnen und Anwohner habe man aus ihren Wohnungen hinausbegleiten müssen, sagte ein Sprecher dem NDR in Niedersachsen. Auch mehrere Türen hätten gewaltsam geöffnet werden müssen. In einem Fall hätten ein Vater und sein Sohn den Aufruf nicht verstanden, weil sie kein Deutsch sprechen. Ein Bekannter des Vaters habe schließlich geholfen und übersetzt, so der Polizeisprecher. Alles in allem sei die Evakuierung aber "friedlich verlaufen und durchaus auch schnell gegangen".
Hauptbahnhof Osnabrück wird voraussichtlich bis zum Abend nicht mehr angefahren
Insgesamt waren rund 14.000 Menschen aufgefordert, wegen des Einsatzes ihre Häuser und Wohnungen bis 7 Uhr zu verlassen. Wer sich nicht daran gehalten hat, muss nun mit einem Bußgeld von bis zu 5.000 Euro rechnen. Von der Evakuierung betroffen sind die Stadtteile Fledder, Schinkel sowie die Innenstadt. Eine Übersicht mit allen betroffenen Adressen gibt es hier. Insgesamt gehe es um 8.650 Haushalte und rund 300 Gewerbeadressen, so die Stadt. Der Osnabrücker Hauptbahnhof ist ebenfalls gesperrt. Seit 7 Uhr werden die Züge umgeleitet. Laut Eurobahn müssen Reisende bis mindestens 19 Uhr mit Ausfällen und Verspätungen rechnen.
Mehrere Hundert Menschen im Evakuierungszentrum
Die Stadt Osnabrück hat in der Gesamtschule Schinkel für Anwohnerinnen und Anwohner ein Evakuierungszentrum eingerichtet. Dort befinden sich nach Informationen von NDR Niedersachsen aktuell rund 420 Menschen. Informationen bekommen betroffene Bürgerinnen und Bürger über eine Service-Hotline. Sie ist unter der Telefonnummer (0541) 323 44 90 erreichbar und laut Stadt bis zum Ende der Maßnahme geschaltet. Außerdem informiert die Stadt in einem Live-Ticker auf ihrer Webseite. Die Polizei hält die Menschen zudem über ihren Whatsapp-Kanal auf dem Laufenden. Es ist das erste Mal, dass die Polizei den Kanal bei einem Großeinsatz nutzt. Die Behörde ist nämlich seit Ende August nicht mehr bei X - als erste Polizeibehörde in Deutschland.
Krankenhäuser vor Bombenentschärfung weitgehend geräumt
Im Evakuierungsradius befinden sich auch drei Altenpflegeeinrichtungen und zwei Krankenhäuser: das Marienhospital und das Christliche Kinderkrankenhaus. Nach Angaben des Leiters des städtischen Ordnungsamtes, Thomas Cordes, wurden beide im Vorfeld weitgehend geräumt. Die Patienten und das Personal auf den Intensivstationen blieben allerdings, sagte Cordes.
Ordnungsamt: Sonntag ist der beste Tag
Evakuierungen aufgrund von Bombenfunden kamen in Osnabrück in den vergangenen Jahren immer wieder vor, da im Zweiten Weltkrieg viele Bomben über der Stadt abgeworfen wurden. "Wir haben quasi schon zu Beginn der Bodenarbeiten damit gerechnet, Verdachtsstellen zu finden", so der Ordnungsamtsleiter. Allerdings seien sonst meist nur einige Tausend Anwohnerinnen und Anwohner von den Evakuierungen betroffen. Dieses Mal sind es 14.000. Der Sonntag wurde absichtlich für die Bombenräumung ausgewählt. Andernfalls wären die Auswirkungen noch größer geworden. "Stellen Sie sich einfach mal vor, wir würden das an einem Montag, Dienstag oder Mittwoch, also unter der Woche, machen. Dann hätten wir nicht nur die Bewohner, die betroffen wären, dann wären auch noch viel mehr Büros, Firmen, Betriebe betroffen", so Cordes. Sonntag sei der Tag mit den geringsten Beeinträchtigungen.