Bombenräumung in Osnabrück: "Nicht alle sind einsichtig"
Vor Bombenräumung in Osnabrück zeigen sich nicht alle Anwohner einsichtig. Die Polizei musste Türen gewaltsam öffnen. Erst wenn das Areal geräumt ist, können mögliche Blindgänger gesucht und entschärft werden.
Die Polizei kontrolliert aktuell das Evakuierungsgebiet. Auch Drohnen fliegen über den Bereich und suchen nach Menschen, die sich noch auf der Straße aufhalten könnten. "Leider sind nicht alle Bürgerinnen und Bürger einsichtig und verhalten sich vernünftig", teilte die Polizei mit. Einsatzkräfte hätten bereits Türen gewaltsam öffnen müssen. Wegen des Einsatzes mussten 14.000 Menschen ihre Häuser und Wohnungen bis 7 Uhr verlassen. Wer sich nicht an die Räumung hält, muss mit einem Bußgeld von bis zu 5.000 Euro rechnen.
Hauptbahnhof Osnabrück wegen Bombenräumung gesperrt
"Es ist unklar, wie lange die Evakuierung dauern wird", sagte Simon Vonstein, Pressesprecher der Stadt Osnabrück, am Morgen. "Selbst für Osnabrück, wo wir mehrere Bomben gewohnt sind, ist das hier etwas besonderes." Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs, im künftigen Lokviertel, werden gleich mehrere Weltkriegsbomben vermutet. Bauarbeiter hatten die Verdachtsstellen bei Bodenarbeiten entdeckt, wie die Stadt Osnabrück mitteilte. Von der Evakuierung betroffen sind die Stadtteile Fledder, Schinkel sowie die Innenstadt. Eine Übersicht mit allen von der Evakuierung betroffenen Adressen gibt es hier. Insgesamt geht es laut der Stadt Osnabrück um 8.650 Haushalte und rund 300 Gewerbeadressen. Der Osnabrücker Hauptbahnhof wurde ebenfalls gesperrt. Ab 7 Uhr sollten die Züge umgeleitet werden. Laut Eurobahn müssen Reisende bis mindestens 19 Uhr mit Ausfällen und Verspätungen rechnen.
Bürger können sich per Telefon-Hotline informieren
Die Stadt Osnabrück hat für betroffene Bürger eine Service-Hotline unter der Nummer (0541) 323 44 90 eingerichtet. Laut Informationen der Stadt ist sie bis zum Ende der Maßnahme geschaltet. Die Hotline war den Angaben zufolge aber auch schon im Vorfeld für Auskünfte und Informationen erreichbar. Außerdem informiert die Stadt in einem Live-Ticker auf ihrer Webseite. Die Polizei hält alle Interessierten zudem über ihren Whatsapp-Kanal auf dem Laufenden. Es ist das erste Mal, dass die Polizei den Kanal bei einem Großeinsatz nutzt. Die Behörde ist nämlich seit Ende August nicht mehr bei X - als erste Polizeibehörde.
Krankenhäuser werden weitgehend geräumt
Im Evakuierungsradius befinden sich auch drei Altenpflegeeinrichtungen und zwei Krankenhäuser: das Marienhospital und das Christliche Kinderkrankenhaus. Beide wurden laut Cordes weitgehend geräumt. Die Kliniken teilten mit, dass sie seit mehreren Wochen darauf vorbereitet seien. Man habe mit der Stadt Osnabrück diverse Maßnahmen geplant. Das Marienhospital wurde demnach bis auf einzelne Bereiche komplett evakuiert. Da das Kinderhospital das einzige Kinderkrankenhaus im Umfeld ist, wurde eine komplette Räumung ausgeschlossen. Das sei mit zu hohen Risiken für die Patienten verbunden, hieß es. Die umliegenden Krankenhäuser außerhalb des Räumungsgebietes sind auf mehr Patienten vorbereitet. Innerhalb des Gebietes würden die Patienten auf den Intensivstationen bleiben. Dafür wurden vor den Gebäuden mit Wasser gefüllte Container aufgestellt, die die möglichen Druckwellen abfangen sollen, so Cordes.
Wohl bislang größte "Containerburg"
Solche Wasser-Container aufzustellen sei zwar nicht selten, in diesem Umfang allerdings schon. Evakuierungen aufgrund von Bombenfunden kamen in den vergangenen Jahren immer wieder vor, da im Zweiten Weltkrieg viele Bomben in Osnabrück runtergekommen sind. "Wir haben quasi schon zu Beginn der Bodenarbeiten damit gerechnet, Verdachtsstellen zu finden", sagte Cordes. Allerdings: Normalerweise werden bei den Evakuierungen in Osnabrück nur einige Tausend Anwohner evakuiert. Dieses Mal sind es 14.000. "Das dürfte die größte sogenannte Containerburg sein, die wir jemals aufbauen mussten", erklärte der Ordnungsamtsleiter.
Ordnungsamt: Sonntag ist der beste Tag
Der Tag heute wurde absichtlich für die Bombenräumung ausgewählt. Andernfalls seien die Auswirkungen noch größer geworden, sagte Cordes. "Stellen Sie sich einfach mal vor, wir würden das an einem Montag, Dienstag oder Mittwoch, also unter der Woche, machen. Dann hätten wir nicht nur die Bewohner, die betroffen wären, dann wären auch noch viel mehr Büros, Firmen, Betriebe betroffen". Deshalb sei der Sonntag der beste Tag mit den geringsten Beeinträchtigungen. Auch die Krankenhäuser planten sonntags mit geringerer Belegung als unter der Woche. Deshalb hoffte das Ordnungsamt auch hier auf eine reibungslose Evakuierung.