Weniger Nährstoffeintrag im Wattenmeer: Folgen für die Tierwelt
Seit den 80er-Jahren geht der Eintrag von Nährstoffen in das Wattenmeer zurück. Was für Seegras und Wattwurm positiv ist, hat für andere Arten einen Rückgang der Population zur Folge.
Vor allem die Häufigkeit des Vorkommens etwa der Gemeinen Wattschnecke, des Bäumchenröhrenwurms und der Sandklaffmuschel hat abgenommen, um mehr als 80 Prozent. Das ist das Ergebnis einer Studie des Instituts Senckenberg am Meer (Wilhelmshaven) und der Universität Oldenburg. "Seit den 1980er-Jahren gelten strengere Anforderungen für die Landwirtschaft und für kommunale Kläranlagen, wodurch weniger Nährstoffe in die Flüsse, wie die Elbe, die Weser oder den Rhein gelangen - und damit auch in unser Untersuchungsgebiet", sagte die Senckenberg-Forscherin und Studienautorin Ingrid Kröncke. Die Folge: ein Rückgang des Algenwachstums und damit weniger Nahrung für Arten wie die Wattschnecke. Für viele Fische wie auch für Zugvögel, die auf ihren Wanderungen im Wattenmeer Rast machen, verringerte sich somit ebenfalls das Nahrungsangebot.
Mehr Wattwürmer wegen stärkerer Strömung
Auf der anderen Seite gibt es der Untersuchung zufolge aber auch Profiteure der Entwicklung. So wirkte sich die bessere Wasserqualität auf Seegraswiesen sowie auf Austern und andere Muscheln, die an Felsen wachsen, positiv aus. Die Forschenden stellten auch beim Wattwurm einen Zuwachs der Biomasse um rund 75 Prozent fest. Grund für diese Zunahme könnte der Meeresspiegelanstieg sein. Dadurch werde eine stärkere Strömung ausgelöst, die mehr Sand auf die Wattflächen transportiere, was für bessere Lebensbedingungen für den Wattwurm und andere Arten sorge.
Für die kürzlich im Fachjournal "Frontiers in Marine Science" erschienene Studie verglichen die Forscher Daten, die in den 80er-Jahren und 2018 an je rund 500 Stellen im ostfriesischen Wattenmeer, also zwischen den Ostfriesischen Inseln und dem Festland, erhoben wurden.