"Verity": Leiche im Heck des gesunkenen Frachters gefunden
Zehn Monate nach dem tödlichen Schiffsunfall bei Helgoland ist im geborgenen Heck der "Verity" eine Leiche entdeckt worden. Vermutlich handelt es sich um einen der vier lange vermissten Seeleute.
Ein "toter Seemann" sei in einer Kabine des Frachters gefunden worden, teilte die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes am Samstag mit. Der Leichnam sei der Bundespolizei übergeben und an Land gebracht worden, um in Hamburg untersucht zu werden. Die Anwälte der verbliebenen Familien seien umgehend über den Fund informiert worden. Bei dem Schiffsunglück im Oktober 2023 hatten nur zwei Besatzungsmitglieder der "Verity" überlebt.
Bugteil soll am Dienstag gehoben werden
Die zweite Hälfte der "Verity" soll am Dienstag geborgen werden. Vorarbeiten haben dazu bereits begonnen. Unter dem rund 50 Meter langen Bugteil sollen Taucher Ketten durchziehen und an einem Schwimmkran befestigen, damit das Wrackteil damit angehoben werden kann. An der Wasseroberfläche soll der Bug dann leergepumpt und schließlich auf eine Transportplattform gehoben werden. Der Verlauf der Bergung ist weiterhin vom Seegang abhängig, es gab bereits mehrere Terminänderungen. Sobald beide Wrackteile auf der Transportbarge gesichert sind, sollen Heck und Bug in die Niederlande geschleppt und dort fachgerecht entsorgt werden. Für die Bergungsarbeiten ist das Sperrgebiet rund um das Wrack in dieser Woche auf den Radius einer Seemeile ausgeweitet worden.
Heck wurde am Freitag geborgen
Der Schwimmkran "Hebo Lift 10", einer der stärksten in Europa, hatte am Freitagabend das rund 40 Meter lange Heckteil des Wracks auf einer Transportbarge abgelegt. Die "Verity" war vor Beginn der Arbeiten in zwei Teile gesägt worden, damit sie leichter vom 37 Meter tiefen Meeresgrund gehoben werden kann. An acht Hebeketten wurde das Heck im Laufe des Tages langsam an die Oberfläche gezogen.
"Verity": Gehobenes Schiffsteil ist rund 600 Tonnen schwer
Um das Gewicht des rund 600 Tonnen schweren Schiffsteils zu reduzieren, wurde das Wasser dann aus Maschinenraum und Aufbauten mit Pumpen abgesaugt. Taucher hatten deshalb vorab entsprechende Pumpen platziert und Löcher in die Frischwassertanks geschnitten.
Schiffsunglück forderte fünf Menschenleben
Die "Verity" war am 24. Oktober 2023 mit dem Frachter "Polesie" zusammengestoßen und anschließend gesunken. Das Wrack gilt seitdem als Gefahr für die Schifffahrt. Bei dem Seeunglück waren nach Angaben der Behörden fünf Seeleute ums Leben gekommen. Der Kapitän wurde tot unmittelbar nach dem Unglück geborgen, nach den weiteren Leichen wird noch gesucht. Mit dem Heben der zweiten Sektion des Wracks werde die Suche nach den Vermissten fortgesetzt, teilte die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung mit. Sie sollen nach Aussage eines der zwei Überlebenden bei der Kollision über Bord gegangen sein. Federführend für die Suche und Rettung der Seeleute war die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Die Gesamteinsatzleitung hatte das Havariekommando Cuxhaven.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels schrieben wir, dass das Havariekommando federführend bei der Rettung und Bergung der Seeleute war. Dem ist nicht so: Das Havariekommando hatte die Gesamtleitung bei dem Einsatz, für Such- und Rettungsdienst war und ist die DGzRS zuständig.