Photovoltaik: Niedersachsens größte Dach-Anlage ist in Betrieb
Es ist die leistungsstärkste Dach-Solaranlage Niedersachsens: Auf einer Fläche von 62.100 Quadratmetern schafft sie eine Spitzenleistung von 12,8 Megawatt. Seit Freitag ist sie in Brake offiziell in Betrieb.
31.000 Solarmodule wurden seit August 2022 auf insgesamt zehn Dächern auf dem Hafengelände in Brake angebracht. Den erzeugten Strom möchte der Betreiber des Seehafenterminals, die Unternehmensgruppe J. Müller, größtenteils selbst nutzen. Er soll zur Transformation zu einem "Grünen Hafen" beitragen.
Elf Millionen Euro Investment für Photovoltaikanlage
Bis 2035 sollen die niedersächsischen Häfen klimaneutral sein. An dem Seehafenterminal in Brake haben vor allem die zwei Saugheber, die Schiffe mit Getreide entladen, mit 900 Kilowatt pro Stunde einen sehr hohen Strombedarf. Der soll nun vor allem durch die PV-Anlagen gedeckt werden. 5,8 Millionen Kilogramm CO2 sollen nach Angaben des Unternehmens so jährlich eingespart werden. Dafür investiert die Unternehmensgruppe elf Millionen Euro.
Unternehmen verbraucht nur 50 Prozent des Solarstroms
12.278.000 Kilowattstunden produziert die neue Anlage nun jährlich - so der Plan. Doch selbst nutzt die Unternehmensgruppe mit etwa 6.665.000 Kilowattstunden im Jahr nur 54 Prozent des erzeugten Stroms. "Das liegt daran, dass unser Energieverbrauch sehr stark schwankt", erklärt Uwe Schiemann. Er ist für die Nachhaltigkeit im Unternehmen verantwortlich. "Wir müssen uns nach den Fahrplänen der Schiffe richten. Dann kann es schon mal sein, dass die Saugheber vier Tage am Stück gar nichts entladen und dann auch keinen Strom brauchen."
Der übrige Strom wird ins Netz eingespeist
Da die Speichermöglichkeiten für den Solarstrom zum Zeitpunkt der Planung zu unwirtschaftlich waren, wird der restliche Strom ins Netz eingespeist. Trotz der großen Schwankungen im Strombedarf kann durch die neue PV-Anlage nun 37 Prozent des gesamten Strombedarfs der Unternehmensgruppe gedeckt werden. "Das macht uns wettbewerbsfähiger mit anderen Häfen im Ausland. Wir sind schwankenden Strompreisen jetzt nicht mehr so stark ausgesetzt", erzählt Schiemann. Auslöser für den Bau der Anlage sei der Russland-Ukraine Konflikt und die damit einhergehende Energiekrise gewesen.
Solaranlagen auf Werkshallen: Da geht noch mehr
Laut Landesverband Erneuerbare Energien ist die Anlage in Brake die leistungsstärkste in ganz Niedersachsen. Die zweitgrößte Dach-PV-Anlage im Land stehe auf dem Dach einer Logistikhalle auf dem ehemaligen Expo-Gelände in Hannover. Die Anlage im Verdion Expo Park ist laut Betreiber 46.700 Quadratmeter groß und hat eine Leistung von 4,7 Megawatt.
Großes Potenzial für Photovoltaik in Niedersachsen
"Das Potenzial für Photovoltaikanlagen auf Industriedächern in Niedersachsen ist riesig", sagt Lars Günsel vom Landesverband Erneuerbare Energien Niedersachsen. Doch dieses Potenzial sei viel zu häufig ungenutzt. "Da würden wir uns mehr Engagement von der Wirtschaft wünschen". Gleichzeitig weist der Landesverband aber auch auf zu hohe bürokratische Auflagen hin, insbesondere bei der Beantragung von Fördergeldern.
Planung und Bau wegen Bürokratie sehr aufwendig
Die Unternehmensgruppe J. Müller in Brake hat auf die Beantragung von Fördergeldern verzichtet. Die Planung und Errichtung der Anlage sei dennoch sehr aufwendig gewesen. Hierfür habe man sich externe Hilfe von Wirtschaftsprüfern und spezialisierten Unternehmensberatern geholt. Von der Entscheidung zum Bau im März 2022 bis zur Baufertigstellung im Juni 2023 verging über ein Jahr.