Gasbohrungen vor Borkum: One-Dyas klagt gegen Greenpeace-Protest
Mit einem Camp auf der Nordsee protestieren Greenpeace-Aktivisten gegen die geplante Gasbohrplattform vor Borkum. Vor einem niederländischen Gericht geht der Betreiber One-Dyas juristisch dagegen vor.
Betreiber One-Dyas verklagt die Umweltschutzorganisation nach NDR Informationen auf 100.000 Euro pro Stunde, in der die Arbeiten an der Plattform stillstehen. Zudem soll das Gericht heute entscheiden, ob die Greenpeace-Aktivistinnen und -Aktivisten per einstweiliger Verfügung das schwimmende Camp räumen müssen. Der Protest auf See läuft seit zwei Tagen. Mit drei verankerten Rettungsinseln sowie Schlauchbooten und Kajaks halten sich die deutschen und niederländischen Klimaschützer dort auf, wo die Gasbohrplattform gebaut wird. Ihr Ziel ist es, den Aufbau zu erschweren. Die Proteste verlaufen nach Angaben eines Greenpeace-Sprechers friedlich. "Wir liegen auf See und berühren kein Eigentum von One-Dyas."
One-Dyas: Protest stört Arbeiten
Zu Beginn der Protestaktion am Dienstag hatte der niederländische Öl- und Gaskonzern One-Dyas auf seiner Internetseite noch geschrieben, dass die Proteste akzeptabel seien, solange sie friedlich bleiben. Gleichzeitig beklagte der Konzern, dass die Aktion die Arbeiten auf der Baustelle störten und unerwartete Unterbrechungen zu einem erhöhten Unfallrisiko für Mensch, Natur und Umwelt führen könnten. Nach Angaben des Unternehmens vom Dienstag liegen das mit Baumaterialien beladene Schiff "Sea Seraya" sowie das Kranschiff für die Aufbauarbeiten vorerst still. Für One-Dyas steht fest: "Bis ein vollständiger Übergang zu erneuerbaren Energiequellen möglich ist, bleibt Erdgas aus der Nordsee die beste Wahl." Der Konzern hatte geplant, Ende Juli mit dem Aufbau der Förderplattform zwischen den Inseln Borkum und Schiermonnikoog (Niederlande) zu beginnen.
Gasbohrung vor Borkum: Sorge vor Schäden für Natur
Umweltschützer fürchten durch die Gasförderung in der Nordsee Umweltschäden für das angrenzende UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer und die benachbarten Inseln. Laut Greenpeace könnten zudem Unterwasserbiotope und Riffe im Bereich der Bohrstelle und entlang einer für die Stromversorgung vorgesehenen Kabeltrasse unwiederbringlich zerstört werden. "Hier stehen einzigartige schützenswerte Lebensräume im Wattenmeer auf dem Spiel", sagte eine Greenpeace-Aktivistin.
Umweltminister Meyer: "Wir haben keinen Gasmangel mehr"
Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) sieht in der Greenpeace-Aktion ein legitimes Mittel. Im Gegensatz zu Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) hält Meyer das Gasprojekt in der Nordsee für überflüssig. "Wir haben keinen Gasmangel mehr, wir haben volle Speicher", sagte Meyer. Er forderte den Bund auf, darüber nachzudenken, ob neue große Gasförderungen nötig sind. Meyer hofft, dass die Erdgasförderung auf niedersächsischer Seite nicht genehmigt wird. Zuständig für das Genehmigungsverfahren ist das Niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Auf niederländischer Seite ist die Förderung bereits genehmigt. Vor dem höchsten Gericht in den Niederlanden läuft dagegen aber aktuell aber noch ein Verfahren.