Niederländischer Energiekonzern startet Gasförderung vor Borkum

Stand: 22.04.2025 21:03 Uhr

Die neugebaute N05-A Plattform von One-Dyas liegt knapp auf niederländischer Seite. Gegen die Genehmigungen gehen Umweltverbände sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland juristisch vor.  

von Thees Jagels

Seit März wird auf der Plattform N05-A Gas im Rahmen einer 90-tägigen Testphase gefördert. Bisher mit nur einem Bohrloch. "Die Plattform hat das Potential für bis zu zehn solcher Bohrlöcher, mit denen wir dann bis zu drei Prozent des jährlichen deutschen Gasbedarfs decken könnten", erklärt One-Dyas Geschäftsführer Chris de Ruyter van Steveninck. Das Gebiet, in dem die Bohrungen vorgenommen werden, liegt zum Teil auf niederländischer, zum Teil auf deutscher Seite.

Förderung von Gas auf deutscher Seite 

Schon jetzt wird Gas von beiden Seiten der Grenze gefördert. "Geologen haben berechnet, dass circa 35 Prozent des Feldes auf deutscher Seite liegen, 65 Prozent auf niederländischer Seite", erzählt van Steveninck. Das Gas wird durch eine neu gebaute circa 15 kilometerlange Leitung auf dem niederländischen Meeresboden in eine bereits zuvor existierende Pipeline eingespeist. Verkauft wird es entsprechend der Anteile am Feld, zu 35 Prozent nach Deutschland, zu 65 Prozent in die Niederlande. Das schon jetzt auch auf deutscher Seite Gas gefördert werden kann, liege daran, dass sich die physischen Vorrichtungen vollständig auf niederländischer Seite befänden, so van Steveninck.

Gasbohrung vor Borkum: Klage wegen Umweltschutz

Gasgeneratoren auf der Plattform zur Gasförderung vor Borkum. © NDR Foto: Thees Jagels
Mit diesen Gasgeneratoren wird die Bohrplattform aktuell betrieben.

In den Niederlanden hat der Konzern eine Genehmigung zum Gasfördern. Diese wird von Umweltschützern beklagt. Anders als in Deutschland hat die Klage aber keine aufschiebende Wirkung. Vor dem Oberverwaltungsgericht Lüneburg klagt die deutsche Umwelthilfe (DUH) gegen die deutsche Genehmigung. Erteilt wurde sie vom niedersächsischen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG).

Umweltschützer sehen keinen Bedarf an Gas

"Deutschland braucht dieses Gas weder für die Versorgungssicherheit noch für stabile Gaspreise. Gleichzeitig birgt die Förderung große Risiken für unsere Umwelt und setzt Deutschlands internationale Glaubwürdigkeit in Sachen Klimaschutz aufs Spiel", begründet DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner die Klage. Der One-Dyas-Chef entgegnet: "Wir können zu allem sagen, 'wir brauchen es nicht, wir importieren es'. Ich glaube nicht, dass das die Lösung für die Energiewende ist. Wir können in der Nordsee europäisches Gas sicher produzieren und unsere Abhängigkeit von Importen reduzieren."

Seekabel weiterer Streitpunkt

Das Brunnenrohr auf der Plattform zur Gasförderung vor Borkum. © NDR Foto: Thees Jagels
Über zunächst ein Bohrloch wird in der Testphase erstmalig Gas gefördert.

Aktuell wird die Plattform mit Gasgeneratoren betrieben. Eigentlich möchte One-Dyas, dass sie mit emissionsfreiem Strom aus dem nahegelegenen deutschen Offshore-Windpark Riffgat betrieben wird. Dazu soll ein sieben Kilometer langes Seekabel durch ein seltenes Steinriff verlegt werden. Gegen die Genehmigung für das Kabel durch den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) haben DUH und die Stadt Borkum Widerspruch eingelegt.

Abkommen mit den Niederlanden steht aus  

Da die Gasvorkommen auf beiden Seiten der Grenze liegen, braucht es laut Bundeswirtschaftsministerium eine sogenannte "kommerzielle Unitarisierungsvereinbarung". Ein völkerrechtliches Abkommen mit den Niederlanden. Da die bergrechtliche Genehmigung auf deutscher Seite aber beklagt wird, ist dies noch nicht erfolgt. "Dieser Rechtsstreit ist vor dem OVG Lüneburg anhängig und wird voraussichtlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Sofern die Genehmigung bestandskräftig wird, stellt sich dann die Frage des Abkommens", heißt es vom Bundeswirtschaftsministerium auf NDR Anfrage.  

Energiekonzern sucht nach weiteren Feldern für Gas

One-Dyas will in der Grenzregion nach weiteren Gasfeldern suchen. Insgesamt vermutet der Konzern 50 Milliarden Kubikmeter Erdgas hier. In den Niederlanden hat der Konzern die Erlaubnis für weitere Erkundungsmaßnahmen beantragt. Möglicherweise würden dann weitere Plattformen gebaut werden. Umweltschützer wollen auch hiergegen juristisch vorgehen.

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Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 22.04.2025 | 19:30 Uhr

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