LNG-Terminal: Schiff hat Wilhelmshaven erreicht

Stand: 15.12.2022 17:05 Uhr

Unter großen Sicherheitsvorkehrungen hat die "Höegh Esperanza" am neuen LNG-Anleger in Wilhelmshaven festgemacht. Das Schiff ist das Herzstück des ersten LNG-Terminals in Deutschland.

Am Donnerstagnachmittag erreichte das rund 300 Meter lange Spezialschiff die Jade vor Wilhelmshaven und steuerte seinen künftigen Liegeplatz an einem neu gebauten Anleger nördlich des Tiefwasserhafens JadeWeserPort an. Zahlreiche Polizeikräfte sicherten das Gelände an der Nordsee nahe dem Küstenort Hooksiel - zu Wasser, an Land und in der Luft. Neben Polizeihubschrauber und Dutzenden kleineren und größeren Booten der Wasserschutzpolizei, die die "Höegh Esperanza" teils mit Blaulicht eskortiert haben, waren auch Spezialeinsatzkräfte vor Ort. Dutzende Schaulustige verfolgten vom Außenhafen des Küstenortes Hooksiel aus das Anlegemanöver. Allzu dicht an den Anleger kamen sie aber nicht - das Areal ist gesperrt.

Polizei: Keine konkrete Gefahrenlage

Im Vorfeld waren Störaktionen von Klimaaktivisten befürchtet worden - doch dazu kam es am Donnerstag zunächst nicht. Eine konkrete Gefahrenlage gebe es auch nicht, hieß es am Mittag. "Wir haben keine Erkenntnisse darüber, dass es heute Störungen geben soll", sagte ein Polizeisprecher.

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Sperrungen gelten bis nach der Eröffnungsfeier

Unabhängig davon sollen die Sicherheitsvorkehrungen weiter hochgehalten werden. Proteste werden insbesondere am Sonnabend erwartet - dann ist die Eröffnungsfeier des Terminals geplant. Dazu sind unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) angekündigt. Im Umkreis der Umschlaganlage Voslapper Groden des Terminalbetreibers Uniper sind bis inklusive Sonnabend mehrere Straßen gesperrt - insbesondere im Bereich der Bäderstraße. Zudem gilt ein Drohnen-Flugverbot im Umkreis von 2,5 Kilometern.

"Höegh Esperanza" geht vor Weihnachten in Betrieb

Mit der Ankunft des Schiffes befindet sich das Wilhelmshavener LNG-Terminal auf der Zielgeraden. Am Donnerstag in einer Woche (22. Dezember) soll zum ersten Mal Gas vom Terminal aus ins deutsche Netz eingespeist werden. Die 294 Meter lange und 46 Meter breite "Höegh Esperanza" wird dabei als schwimmender Tank und zur Verdampfung des flüssig angelieferten Erdgases genutzt: Noch an Bord wird das LNG in Gas umgewandelt und an Land gepumpt. Die "Höegh Esperanza" bringt bereits 165.000 Kubikmeter Flüssigerdgas mit. Laut Uniper reicht diese Menge, um 50.000 bis 80.000 Haushalte in Deutschland für ein Jahr zu versorgen. Das Schiff soll dauerhaft in Wilhelmshaven am Anleger bleiben und als schwimmende Plattform dienen, um von Tankern angeliefertes LNG anzulanden und wieder in einen gasförmigen Zustand umzuwandeln. Ab Mitte Januar sollen weitere Tanker LNG in Wilhelmshaven anliefern.

LNG-Terminals in Deutschland

  • Die "Höegh Esperanza" gilt als Herzstück des LNG-Terminals in Wilhelmshaven, dem ersten in Deutschland. Das 2018 gebaute Schiff ist 294 Meter lang und 46 Meter breit. Es wurde vom Energieversorger RWE im Auftrag der Bundesregierung für mindestens zehn Jahre gechartert.
  • Das Schiff der norwegischen Reederei Höegh LNG Holdings soll dauerhaft in Wilhelmshaven am Anleger bleiben und als schwimmende Plattform dienen, um von Tankern angeliefertes LNG anzulanden und in einen gasförmigen Zustand umzuwandeln.
  • Die "Höegh Esperanza" soll nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums fünf Milliarden Kubikmeter LNG pro Jahr regasifizieren und einspeisen. In Deutschland wurden pro Jahr zuletzt rund 96 Milliarden Kubikmeter Erdgas verbraucht.
  • Bundesweit sollen elf LNG-Terminals entstehen. Acht dieser Terminals sind angemietete Spezialschiffe. Neben Wilhelmshaven sollen sie in Stade, Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) und Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) stationiert werden. Fünf der sogenannten Floating Storage and Regasification Units (FSRU) will der Bund chartern. Das Bundeswirtschaftsministerium beziffert die Kosten für die schwimmenden LNG-Terminals auf bis zu 9,7 Milliarden Euro für den Zeitraum 2022 bis 2038.
  • Drei feste Terminals sollen bis zum Jahr 2026 an Land gebaut werden (Wilhelmshaven, Stade, Brunsbüttel). Die Jahreskapazität aller Anlagen soll bei 73 Milliarden Kubikmetern Erdgas liegen.

Umweltschützer kritisieren Chlor-Einleitung in die Nordsee

Auch wenn viele die schnelle Umsetzung des LNG-Terminals als Erfolg sehen - Umweltschutzverbände relativieren das vorgebrachte Argument der Energieunabhängigkeit. Nicht nur, dass Gas als fossiler Brennstoff nicht geeignet sei, um im Kampf gegen die Klimakatastrophe die selbst gesteckten CO2-Ziele zu erreichen. Ganz konkret kritisieren sie auch, dass von der "Höegh Esperanza" Chlor in die Nordsee abgeleitet wird - 35 Tonnen jährlich sollen es sein. Weil das Wattenmeer stark belastet werde, behalten sich NABU und BUND Klagen vor. Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) betonte, dass geltenden Grenzwerte eingehalten würden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Oldenburg | 15.12.2022 | 15:00 Uhr

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