LNG-Terminal: Schiff hat Wilhelmshaven erreicht
Unter großen Sicherheitsvorkehrungen hat die "Höegh Esperanza" am neuen LNG-Anleger in Wilhelmshaven festgemacht. Das Schiff ist das Herzstück des ersten LNG-Terminals in Deutschland.
Am Donnerstagnachmittag erreichte das rund 300 Meter lange Spezialschiff die Jade vor Wilhelmshaven und steuerte seinen künftigen Liegeplatz an einem neu gebauten Anleger nördlich des Tiefwasserhafens JadeWeserPort an. Zahlreiche Polizeikräfte sicherten das Gelände an der Nordsee nahe dem Küstenort Hooksiel - zu Wasser, an Land und in der Luft. Neben Polizeihubschrauber und Dutzenden kleineren und größeren Booten der Wasserschutzpolizei, die die "Höegh Esperanza" teils mit Blaulicht eskortiert haben, waren auch Spezialeinsatzkräfte vor Ort. Dutzende Schaulustige verfolgten vom Außenhafen des Küstenortes Hooksiel aus das Anlegemanöver. Allzu dicht an den Anleger kamen sie aber nicht - das Areal ist gesperrt.
Polizei: Keine konkrete Gefahrenlage
Im Vorfeld waren Störaktionen von Klimaaktivisten befürchtet worden - doch dazu kam es am Donnerstag zunächst nicht. Eine konkrete Gefahrenlage gebe es auch nicht, hieß es am Mittag. "Wir haben keine Erkenntnisse darüber, dass es heute Störungen geben soll", sagte ein Polizeisprecher.
Sperrungen gelten bis nach der Eröffnungsfeier
Unabhängig davon sollen die Sicherheitsvorkehrungen weiter hochgehalten werden. Proteste werden insbesondere am Sonnabend erwartet - dann ist die Eröffnungsfeier des Terminals geplant. Dazu sind unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) angekündigt. Im Umkreis der Umschlaganlage Voslapper Groden des Terminalbetreibers Uniper sind bis inklusive Sonnabend mehrere Straßen gesperrt - insbesondere im Bereich der Bäderstraße. Zudem gilt ein Drohnen-Flugverbot im Umkreis von 2,5 Kilometern.
"Höegh Esperanza" geht vor Weihnachten in Betrieb
Mit der Ankunft des Schiffes befindet sich das Wilhelmshavener LNG-Terminal auf der Zielgeraden. Am Donnerstag in einer Woche (22. Dezember) soll zum ersten Mal Gas vom Terminal aus ins deutsche Netz eingespeist werden. Die 294 Meter lange und 46 Meter breite "Höegh Esperanza" wird dabei als schwimmender Tank und zur Verdampfung des flüssig angelieferten Erdgases genutzt: Noch an Bord wird das LNG in Gas umgewandelt und an Land gepumpt. Die "Höegh Esperanza" bringt bereits 165.000 Kubikmeter Flüssigerdgas mit. Laut Uniper reicht diese Menge, um 50.000 bis 80.000 Haushalte in Deutschland für ein Jahr zu versorgen. Das Schiff soll dauerhaft in Wilhelmshaven am Anleger bleiben und als schwimmende Plattform dienen, um von Tankern angeliefertes LNG anzulanden und wieder in einen gasförmigen Zustand umzuwandeln. Ab Mitte Januar sollen weitere Tanker LNG in Wilhelmshaven anliefern.
Umweltschützer kritisieren Chlor-Einleitung in die Nordsee
Auch wenn viele die schnelle Umsetzung des LNG-Terminals als Erfolg sehen - Umweltschutzverbände relativieren das vorgebrachte Argument der Energieunabhängigkeit. Nicht nur, dass Gas als fossiler Brennstoff nicht geeignet sei, um im Kampf gegen die Klimakatastrophe die selbst gesteckten CO2-Ziele zu erreichen. Ganz konkret kritisieren sie auch, dass von der "Höegh Esperanza" Chlor in die Nordsee abgeleitet wird - 35 Tonnen jährlich sollen es sein. Weil das Wattenmeer stark belastet werde, behalten sich NABU und BUND Klagen vor. Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) betonte, dass geltenden Grenzwerte eingehalten würden.