Holocaust-Überlebender will Bundesverdienstkreuz zurückgeben
Der Holocaust-Überlebende Albrecht Weinberg aus Leer will sein Bundesverdienstkreuz zurückgeben. Grund ist, dass die Union im Bundestag mit Stimmen der AfD einen Antrag zur Migrationspolitik durchgebracht hat.
"Es ist zu schwer geworden, es zu tragen, wenn man solche Nachrichten hat", erklärte Weinberg aus dem ostfriesischem Leer am Donnerstag. Er reagiere damit auf den Antrag der CDU/CSU im Bundestag, der die Migrationspolitik verschärfen soll: Die Union hatte mit Stimmen der AfD den Antrag durchgebracht. Das sei ein Schlag ins Kontor, sagte der 99-Jährige. Weinberg zeigte sich besorgt darüber, dass "die Rechtsradikalen so stark geworden sind".
"Ich war immer stolz, es zu tragen, jetzt nicht mehr"
Der gebürtige Rhauderfehner hat drei Todesmärsche und die Konzentrationslager Auschwitz, Mittelbau-Dora und Bergen-Belsen überlebt. Die Nationalsozialisten haben viele seiner Angehörigen ermordet. "Ich bin es ihnen schuldig, das Kreuz nicht mehr zu tragen", so Weinberg. Er hoffe, dass die Menschen zur Vernunft kommen. Albrecht Weinberg ist als Zeitzeuge vielfach geehrt worden. Das Bundesverdienstkreuz bekam er 2017, die Nadel trug er seitdem an einer Jacke. "Ich war immer stolz, es zu tragen, jetzt nicht mehr", so Weinberg.
Mannheimer Fotograf will Orden ebenfalls abgeben
Den Entschluss, sein Bundesverdienstkreuz abzugeben, fasste Weinberg gemeinsam mit seinem Freund Luigi Toscano. Der Mannheimer Fotograf und Filmemacher kündigte am Donnerstag an, sein 2021 verliehenes Bundesverdienstkreuz ebenfalls zurückzugeben. Er warnte, die Probleme der Migration dürften "nicht mit den Steigbügelhaltern der Rechten" gelöst werden. Toscano erwartet von Demokraten hundertprozentigen Einsatz für die Demokratie. Was im Bundestag am Mittwoch passiert sei, habe damit nichts mehr zu tun: "Die Symbolik und die Gefahren, die daraus resultieren, sind verheerend." Toscano macht mit einem Erinnerungsprojekt die Schicksale Holocaust-Überlebender öffentlich.