Hass im Netz: Massive Drohungen gegen trans Klimaaktivistin
Von Hass überflutet: Unter den Videos von Jana Pasewalck tauchten nach dem Klimacamp in Oldenburg Beleidigungen und Morddrohungen auf. Für die 19-Jährige nicht ohne Folgen.
Mit ihren Social-Media-Beiträgen wollte sie Menschen dazu ermutigen, sich mit friedlichem Protest für mehr Klimaschutz einzusetzen. Stattdessen landen die Videos in rechten Chatgruppen. Janas Beispiel zeigt die Auswirkungen steigender Hasskriminalität im Netz.
Damit hatte die Aktivistin nicht gerechnet
Die Reaktionen auf die Videos, in denen Jana unter anderem das bunte Programm der Aktionswoche vorstellt, seien lawinenartig über sie hereingebrochen: Auf ihren Handys waren Jana und ihre Mitstreitenden mit vielen Kommentaren und privaten Nachrichten konfrontiert. Instagram-Nutzer machten sich lustig über Jana und die Aktionen des Klima-Camps und beleidigten sie. Hinzu kamen Morddrohungen und Kommentare, die ihr den Tod wünschten. Anschließend sei die Oldenburgerin auch auf der Straße erkannt und bedroht worden, erzählt sie.
Hass gegen LGBTIQ: Jana Pasewalck war nicht allein
Unterstützung kam von anderen Menschen aus dem Camp. Gemeinsam meldeten und dokumentierten sie die schlimmsten Fälle. Bei HateAid bekommt sie Beratung und rechtlichen Beistand. Die gemeinnützige Organisation setzt sich für Menschenrechte im digitalen Raum ein. Inzwischen hat Jana mehrere Anzeigen erstatten lassen. Hilfreich sei jedoch auch gewesen, dass einige Menschen den Hass nicht unkommentiert gelassen haben.
Langfristige Folgen für Betroffene
Die Erlebnisse beschäftigen Jana Pasewalck auch Monate später noch. Zeitweise hatte sie Angst, überhaupt vor die Haustür zu gehen. Laut Judith Strieder, Sprecherin von HateAid, keine Seltenheit. So gut wie alle Betroffenen in ihrer Beratung hätten körperliche oder psychische Symptome: Schlafprobleme, Konzentrationsmangel bis hin zu Suizidgedanken. Die Psyche könne bei Hass und Gewalt nicht zwischen analoger und digitaler Gewalt unterscheiden. Die Erfahrungen können genauso belastend sein wie Angriffe auf der Straße.
Zunahme von Ermittlungsverfahren gegen Hasskriminalität
In Niedersachsen hat sich die Zahl der Ermittlungsverfahren zu Hasskriminalität 2024 erneut mehr als verdoppelt. Von den 5.300 Fällen seien laut Staatsanwaltschaft Göttingen etwa 80 Prozent politisch motiviert und kämen überwiegend von rechts. Hass im Netz kann jeden treffen, so Oberstaatsanwalt Frank-Michael Laue. Jedoch werden die LGBTIQ-Community, Flüchtlinge oder Menschen, die sich politisch engagieren, besonders häufig zur Zielscheibe. Jana will sich davon nicht entmutigen lassen. Mit friedlichem Protest wolle sie weiterhin für das Klima kämpfen - digital und analog.