Elsfleth: Schiff rammt Ersatz-Huntebrücke - Zugverkehr eingestellt
Nach einem Schiffsunfall ist die Bahnstrecke über die Hunte zwischen Bremen und Nordenham gesperrt. Eine Brücke wurde beschädigt, auch der Schiffsverkehr ist eingestellt. Gegen den Schiffsführer wird ermittelt.
Die Wasserschutzpolizei hat einen technischen Defekt am Binnenschiff ausgeschlossen. Die Ermittler gehen davon aus, dass der 71 Jahre alte Schiffsführer die Durchfahrtshöhe falsch eingeschätzt hat. In der Folge war das Schiff am Dienstag gegen 17 Uhr mit der Behelfsbrücke bei Elsfleth (Landkreis Wesermarsch) kollidiert. Gegen den 71-Jährigen wird nun wegen der Gefährdung des Bahn-, Schiffs- und Luftverkehrs ermittelt. Es ist der zweite Unfall an dieser Stelle - die reguläre Brücke war durch einen Schiffsunfall im Februar stark beschädigt worden und wurde durch eine Behelfsbrücke ersetzt.
Tanker mit 1.000 Tonnen Biodiesel beladen
Der Schiffsführer wurde bei dem Unfall leicht verletzt und stand unter Schock, wie ein Sprecher der Wasserschutzpolizei dem NDR Niedersachsen sagte. Ein weiteres Besatzungsmitglied wurde ebenfalls leicht verletzt - beide kamen in ein Krankenhaus. Das Brückenhaus des Tankschiffs wurde bei der Kollision fast abgerissen. Der Tanker ist mit 1.000 Tonnen Biodiesel beladen. Davon sei aber nichts ausgelaufen, teilte die Wasserschutzpolizei mit.
Schaden wohl größer als beim vorherigen Unfall
Nach Einschätzung eines Sachverständigen der Deutschen Bahn dürfte der Schaden durch den erneuten Schiffsunfall wahrscheinlich höher ausfallen als bei der letzten Kollision. Das genaue Ausmaß steht bislang nicht fest. Heute sollen laut einer Bahnsprecherin erneut Experten die Brücke in Elsfleth begutachten. Erst dann sei eine Prognose möglich.
Schienenersatzverkehr ist eingerichtet
Nach Angaben der Transdev kommt es derzeit zwischen Nordenham und Bremen zu Teilausfällen bei der Nordwestbahn. Zwischen Elsfleth und Berne ist demnach ab Hude ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Von dort dauert die Fahrt mit dem Busnotverkehr jedoch deutlich länger. Alternativ können Reisende den Intercity zwischen Oldenburg und Bremen sowie den regulären Linienbus zwischen Oldenburg und Nordenham nutzen. Informationen, ab wann die Strecke wieder für Züge befahrbar ist, sollen laut Bahnsprecherin im Laufe des Tages vorliegen.
Beschädigte Brücke hat wirtschaftliche Folgen für Häfen
Es ist der zweite Unfall an dieser Stelle: Im Februar war ein Binnenschiff mit der eigentlichen Eisenbahnbrücke kollidiert. Das 118 Meter lange Bauwerk war dadurch zerstört worden. Das hat die Häfen in Oldenburg, Nordenham und Brake stark getroffen. Auch der jüngste Unfall verursache eine erhebliche Einschränkung der Versorgung der Häfen und der Wirtschaftsstandorte, sagte ein Sprecher der Wasserschutzpolizei. Während der Hafen in Oldenburg seit Februar komplett abgeschnitten war, konnten die Häfen in Nordenham und Brake durch die Behelfsbrücke zumindest wieder von Güterzügen angefahren werden. Dass diese Zugverbindung nun wieder wegfällt, führt zu einem großen wirtschaftlichen Schaden, wie die Wasserschutzpolizei mitteilte.
Durchfahrt unter Behelfsbrücke von Pegelstand abhängig
Die jetzt beschädigte Ersatzbrücke war erst vor wenigen Wochen installiert worden. Nach NDR Informationen stammte das passende Modell aus einem Hilfsbrückenlager der Deutschen Bahn in Süddeutschland. Ob die Bahn eine zweite Behelfsbrücke auf Lager hat, ist noch unklar. Da die Behelfsbrücke 30 Zentimeter niedriger ist als die eigentliche Brücke, können größere Binnenschiffe sie nur bei niedrigem Wasserstand durchfahren. Nach NDR Informationen gibt es daher einen Brückendienst, der einmal stündlich den stark schwankenden Pegelstand der Hunte an der Durchfahrtsstelle mitteilt. "Die Schiffsführer sind verpflichtet, diese Nachrichten zu hören", sagte ein Sprecher der Wasserschutzpolizei.