Umweltverbände ziehen gegen Bohrinsel vor Borkum vor Gericht

Stand: 31.05.2024 13:32 Uhr

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat am Freitag mit Partnern vor dem höchsten niederländischen Gericht erneut beantragt, dass die geplante Bohrplattform vor Borkum verhindert wird.

Aus Sicht der DUH ist das fossile Bauvorhaben unverändert rechtswidrig: Es bedrohe Riffe und Meeressäuger wie Kegelrobben und Schweinswale, zudem würden absehbar Stickstoffgrenzwerte überschritten, teilte die DUH am Freitag mit. "Statt auf immer neue juristische Tricks zurückzugreifen, um die Gasbohrungen doch noch zu ermöglichen, sollte der Konzern One-Dyas die Realität akzeptieren und das Projekt aufgeben", hieß es in der Mitteilung. Und weiter: "Neue Gasbohrungen sind im Jahr 2024 und im Zeitalter der Klimakrise nicht mehr akzeptabel."

Videos
Ein Spaziergänger am Wattenmeer. © Screenshot
3 Min

UNESCO warnt: Welterbe-Status vom Wattenmeer ist in Gefahr

Mögliche Öl- und Gasbohrungen sind offenbar mit dem Welterbe-Status unvereinbar und können zu dessen Verlust führen. (20.09.2023) 3 Min

Auch Borkum wehrt sich gegen Bohrinsel

Auch Borkums Bürgermeister Jürgen Akkermann (parteilos) kündigte an, sich weiter juristisch zu wehren. "Diese Genehmigung wurde erstellt ohne jedes Beteiligungsverfahren, sodass wir denken, dass wir mit einer einstweiligen Verfügung Erfolg haben werden", sagte Akkermann dem NDR Niedersachsen. "Wir haben hier einen nachgewiesenermaßen schützenswerten Lebensraum. Das ist das UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer." Eine Bohrinsel sei eine massive Bedrohung - "einmal durch die Produktion, aber auch in Havariefällen, und das können wir einfach nicht akzeptieren", sagte der Bürgermeister.

Anordnung des Gerichts: One-Dyas musste nachbessern

Im April hatte das Verwaltungsgericht den Klägern, unter denen die DUH federführend ist, teilweise recht gegeben und entschieden, dass die Genehmigung des Ministeriums unzureichend sei. Die Lizenz zur Gasgewinnung war dem Urteil zufolge grundsätzlich rechtmäßig. Das Gericht bemängelte aber, dass die möglichen schädlichen Folgen der Bauarbeiten für Natur und Tiere nicht ausreichend untersucht worden seien. Außerdem könnten die geplanten Bauarbeiten zu erhöhtem Stickstoff-Ausstoß führen - mit möglichen schädlichen Folgen für ein Naturschutzgebiet auf Schiermonnikoog. Daraufhin musste One-Dyas Anpassungen vornehmen. Nachdem die Mängel beseitigt wurden, erlaubte das Gericht den Bau und das Wirtschaftsministerium der Niederlande gab grünes Licht. Seit diesem Freitag dürfte damit begonnen werden, 23 Kilometer nordwestlich vor Borkum auf niederländischem Gebiet, eine Bohrinsel zu bauen. Der Bauort befindet sich zwischen Borkum und Schiermonnikoog (Niederlande).

Arbeiten in der Nordsee sollen "so bald wie möglich" beginnen

One-Dyas hatte am Mittwoch angekündigt, so schnell wie möglich mit den Arbeiten beginnen zu wollen. "Die Veröffentlichung des Wiederherstellungsbeschlusses ist der Startschuss für One-Dyas, sofort mit der Offshore-Arbeit zu beginnen, um sicherzustellen, dass das erste Erdgas im Dezember 2024 verfügbar ist", sagte Chef Chris de Ruyter van Steveninck. Die Arbeiten in der Nordsee sollten "so bald wie möglich" aufgenommen werden.

Bereits mehrere Klagen gegen das Projekt

Gegen das Vorhaben hatten die Insel Borkum, die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und weitere Umweltorganisationen bereits in der Vergangenheit geklagt. Das niederländische Unternehmen One-Dyas und dessen Partner planen, Erdgas zwischen den Nordseeinseln Borkum und Schiermonnikoog (Niederlande) zu fördern. Die Förderplattform soll auf niederländischem Hoheitsgebiet entstehen. Erdgas gefördert werden soll den Plänen zufolge aber auf beiden Seiten. Dafür sind Genehmigungen beider Länder erforderlich. Auf deutscher Seite ist eine Gasförderung in der Nordsee nach wie vor nicht genehmigt.

Weitere Informationen
Ein Plakat gegen die geplante Erdgasförderung. Ein Konsortium um das niederländische Unternehmen One-Dyas plant, von Ende 2024 an Erdgas vor der ostfriesischen Insel zu fördern. © picture alliance / dpa Foto: Sina Schuldt

Gericht bestätigt Baustopp für Gasbohrungen vor Borkum

Gegen die Pläne hatte unter anderem die Insel Borkum geklagt. Abgewendet ist eine Förderung von Erdgas damit aber nicht. (19.04.2024) mehr

Greenpeace bei einer Protestaktion "Gas zerstört" vor dem Niedersächsischem Landtag. © NDR Foto: Eric Klitzke

Protest gegen geplante Gasförderung in der Nordsee

Umweltgruppen haben am Mittwoch vor dem Landtag in Hannover protestiert. Dabei ging es um geplante Bohrungen vor Borkum. (07.02.2024) mehr

Die ostfriesische Insel Borkum. © dpa-Bildfunk Foto: Sina Schuldt/dpa

Gasbohrungen vor Borkum: Hauptverfahren in Den Haag beginnt

Unter anderem die Deutsche Umwelthilfe hatte gegen das Projekt geklagt. Mit einem Urteil wird in einigen Wochen gerechnet. (28.09.2023) mehr

Der Strand auf Borkum © NDR Foto: Eva-Maria Riemann

Gasförderung vor Borkum wird sich wohl erheblich verzögern

Grund ist ein Gutachten über möglicherweise schützenswerte Riffe. Umweltminister Meyer kündigt umfangreiche Prüfungen an. (08.05.2023) mehr

Der Südstrand auf Borkum. © NDR Foto: Dörte Kriegel

Gericht stoppt Gasbohrung vor Borkum - vorerst

Die Insel hatte zusammen mit Umweltverbänden vor einem Gericht in den Niederlanden gegen den Aufbau einer Bohrplattform geklagt. (25.04.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Oldenburg | 31.05.2024 | 08:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Offshore

Gas

Mehr Nachrichten aus der Region

Das Feuerschiff "Weser" als Modell in einer Glasflasche. © NDR Foto: Jutta Przygoda

Feuerschiff kommt als Modell ins Küstenmuseum Wilhelmshaven

Eine Sonderschau zeigt insgesamt 27 Buddelschiffe. Viele der Originale wurden auf der Werft der Stadt gebaut. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen