Bilanzskandal bei Möbelkonzern Steinhoff: Ex-Manager verurteilt
Ende 2017 wurde bekannt, dass der Möbelhändler Steinhoff seine Bilanzen gefälscht hat. Milliarden Euro von Anlegern waren weg. Am Montag ist ein Urteil gefallen.
Zwei Ex-Manager des in Niedersachsen gegründeten Möbelkonzerns Steinhoff sind vom Landgericht Oldenburg verurteilt worden. Ein 52-Jähriger erhielt dreieinhalb Jahre Haft - für unrichtige Darstellung in Bilanzen in zwei Fällen und für Beihilfe zu Kreditbetrug, wie der Vorsitzende Richter sagte. Weil sich das Verfahren verzögerte, gilt ein Jahr als vollstreckt. Ein 64-Jähriger wurde für zwei Fälle unrichtiger Darstellung mit zwei Jahren auf Bewährung bestraft. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Zuvor bescheinigte die Staatsanwaltschaft den Angeklagten in den Schlussvorträgen eine hohe kriminelle Energie. Die Taten hätten Gesamtauswirkungen von mehr als 2,3 Milliarden Euro gehabt.
Aktienkurs von Steinhoff brach um mehr als 90 Prozent ein
Die Angeklagten äußerten vor dem Urteil Bedauern über die Taten. Der 52-Jährige sagte, er habe nie die Kraft gefunden, auszusteigen. Später habe er alles dafür getan, die Vorgänge aufzuklären. Das Bekanntwerden der Bilanz-Manipulationen Ende 2017 vernichtete den Börsenwert des Unternehmens fast vollständig. Der Aktienkurs des Konzerns brach um mehr als 90 Prozent ein. Steinhoff hat seine Wurzeln in Westerstede in Niedersachsen. Die weltweit agierende Steinhoff International Holdings hat inzwischen ihren Hauptsitz in Amsterdam und wird aus Südafrika gesteuert. In Deutschland war die Firma für die Kette Poco bekannt, die mittlerweile an den Konkurrenten XXXLutz verkauft worden ist. Steinhoff galt lange als zweitgrößter Möbelkonzern Europas.
Gegen ehemaligen CEO läuft ein Haftbefehl
Außer den zwei Managern angeklagt waren der frühere CEO der Steinhoff International Holdings, Markus Jooste, und ein Treuhänder. Bei den zwei verurteilten Managern handelte es sich um Geschäftsführer der Tochtergesellschaft Steinhoff Europe Group Services aus Westerstede. Zum Prozessauftakt war Jooste nicht erschienen. Das Gericht setzte daraufhin das Verfahren gegen ihn aus und beantragte einen Haftbefehl. Das Verfahren gegen den Treuhänder wurde gegen eine Zahlung von 30.000 Euro eingestellt. Das gesamte Verfahren ist mit dem Urteil vom Montag noch nicht abgeschlossen, wie es vom Gericht hieß. Die Untersuchung gegen Jooste ist nur ausgesetzt, bis gegen ihn verhandelt werden kann. Ein Verteidiger des jetzt verurteilten 52-Jährigen sagte, der Hauptverantwortliche des Verfahrens sei Jooste. "Er ist der eigentliche Strippenzieher." Auch eine Verteidigerin des 64-jährigen Angeklagten sprach von einem System, das Jooste geschaffen habe.