Die beiden angeklagten ehemaligen Geschäftsführer sitzen mit ihren Anwälten Karsten Randt, Erik Duesberg, Jochen Bachmann und Anwältin Eva Kohler im Gerichtssaal. © picture alliance/dpa | Hauke-Christian Dittrich Foto: Hauke-Christian Dittrich

Anklage: "Schwer nachvollziehbare Scheingeschäfte" bei Steinhoff

Stand: 03.05.2023 18:39 Uhr

Vor dem Landgericht Oldenburg mussten sich am Mittwoch zwei ehemalige Geschäftsführer einer Tochterfirma des Möbelkonzerns Steinhoff verantworten. Es ging um einen weiteren Fall von Bilanzbetrug.

Einem heute 51-jährigen Ex-Geschäftsführer von europäischen Steinhoff-Gesellschaften legte die Staatsanwaltschaft in fünf Fällen manipulierte Bilanzen zur Last. Er soll zudem Kreditbetrug in zwei Fällen begangen haben. Ein 64-jähriger Ex-Geschäftsführer habe Beihilfe geleistet. Nach der Anklageverlesung beendete die Wirtschaftsstrafkammer die Sitzung am Mittwoch. Sie will jetzt mit den Beteiligten sprechen, um zu prüfen, ob das Verfahren womöglich verkürzt werden kann. Die Taten gehen auf die Jahre 2010 bis 2014 zurück. Der Staatsanwalt bezeichnete sie als "schwer nachvollziehbare Scheingeschäfte" im unüberschaubaren Geflecht von Gesellschaften der Steinhoff-Gruppe. Beiden angeklagten Männern droht jeweils eine Geldstrafe oder bis zu drei Jahren Haft.

VIDEO: Steinhoff-Konzern: Ex-CEO und Treuhänder angeklagt (18.04.2023) (3 Min)

Vorwurf: Bilanzen um 2,3 Milliarden Euro verfälscht

Die Staatsanwaltschaft wirft beiden Männern vor, Verluste der Tochterfirmen verschleiert und stattdessen Gewinne in die Bilanzen geschrieben zu haben. Dazu sollen sie unter anderem Scheingeschäfte getätigt und inaktive Firmenanteile überteuert verkauft haben. Dadurch sollen sie die Jahresabschlüsse der Unternehmen in Europa und Südafrika um rund 2,3 Milliarden Euro aufgehübscht haben. Mit diesen gefälschten Zahlen soll der 51-jährige Hauptangeklagte dann bei Banken Kredite besorgt haben.

Weiterer Prozess gegen Ex-Steinhoff-Vorstandschef

Beide Angeklagte sollen zu den Taten vom ehemaligen Steinhoff-Vorstandschef Markus Jooste aus Südafrika angestiftet worden sein. Sein Prozess wurde abgetrennt und sollte vor drei Wochen starten. Jooste erschien allerdings nicht zur Verhandlung. Das Verfahren gegen einen mit ihm angeklagten 72 Jahre alten Treuhänder wurde gegen eine Zahlung von 30.000 Euro eingestellt. Der Möbelkonzern Steinhoff hat Wurzeln in Westerstede im Landkreis Ammerland. Inzwischen ist der Hauptsitz aber in den Niederlanden und wird von Südafrika aus gesteuert. Zeitweise galt Steinhoff nach Ikea als zweitgrößter Möbelkonzern Europas.

Weitere Informationen
Übersicht von dem Schwurgerichtssaal vom Landgericht Oldenburg vor Prozessbeginn. © dpa-Bildfunk Foto: Sina Schuldt

Bilanzskandal: Prozess gegen Ex-Steinhoff-Manager ausgesetzt

Markus Jooste ist nicht vor Gericht erschienen. Ihm wird Anstiftung zur Bilanzmanipulation in Milliardenhöhe vorgeworfen. (18.04.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | 03.05.2023 | 07:30 Uhr

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