Bilanzskandal: Haftbefehl gegen Ex-Steinhoff-Chef erlassen
Im Prozess um den Bilanzskandal in Milliardenhöhe beim Möbelkonzern Steinhoff ist Haftbefehl gegen Ex-Konzernchef Markus Jooste erlassen worden. Das bestätigte ein Sprecher des Landgerichts Oldenburg.
Den Haftbefehl erließ das Landgericht nach Angaben der Finanznachrichtenagentur Bloomberg bereits vor zwei Wochen. Der ehemalige Konzernchef Jooste war Mitte April nicht zur Auftaktverhandlung im Prozess um den Bilanzskandal bei Steinhoff erschienen. Wegen der vorgeworfenen Bilanzmanipulationen laufen gegen Jooste derzeit auch strafrechtliche Ermittlungen an seinem Wohnort in Südafrika. Sein deutscher Anwalt, Bernd Groß, erklärte, eine deshalb seit 2017 geltende Vereinbarung zwischen dem Ex-Steinhoff-Chef und der südafrikanischen Justiz erlaube es nicht, dass sein Mandant das Land verlasse. Daraufhin hatte die Staatsanwaltschaft aus Oldenburg einen Haftbefehl gegen den 62-Jährigen beantragt, um eine Auslieferung zu erwirken. Der Haftbefehl werde nun zunächst in die englische Sprache übersetzt und der Staatsanwaltschaft Oldenburg übergeben, sagte ein Landgerichtssprecher. Bis ein internationaler Haftbefehl vollstreckt werde, könnte es aber noch Monate dauern.
Jooste droht mehrjährige Haftstrafe
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 62-Jährigen Anstiftung zur Bilanzmanipulation in fünf Fällen vor. Zusammen mit seinem Treuhänder soll er dafür verantwortlich gewesen sein, dass von 2011 bis 2015 Gewinne aus Scheingeschäften in die Bilanzen von Konzern-Gesellschaften geschrieben wurden. Außerdem wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor, Vermögensanlagen falsch bewertet zu haben. Bilanzen sollen so um mehr als 2,3 Milliarden Euro aufgehübscht worden sein. Jooste drohe eine Haftstrafe von zwei bis drei Jahren, teilte eine Gerichtssprecherin mit. Die Anklage gegen ihn verjährt eigentlich im kommenden Jahr. Durch den Haftbefehl könnte die Verjährung nun unterbrochen werden, sagte ein Gerichtssprecher gegenüber dem NDR in Niedersachsen. Das sei allerdings juristisch umstritten.
Möbelkonzern mit Wurzeln im Landkreis Ammerland
Der Möbelkonzern Steinhoff hat Wurzeln in Westerstede im Landkreis Ammerland, inzwischen ist der Hauptsitz aber in den Niederlanden und wird von Südafrika aus gesteuert. Zeitweise galt Steinhoff nach Ikea als zweitgrößter Möbelkonzern Europas. Die Unregelmäßigkeiten wurden 2017 entdeckt und stürzten das Unternehmen in eine Krise. Der Aktienwert stürzte um 98 Prozent ab. Jooste trat damals zurück. Er habe vom Bilanzbetrug nichts gewusst, erklärte er.