Wegen Protesten: Leuphana Universität sagt Festakt ab
Der Festtag zum Abschluss des akademischen Jahres fällt an der Leuphana Universität in Lüneburg in diesem Jahr aus. Eingeladen waren auch AfD-Politiker. Das hatten Studierende scharf kritisiert.
Der sogenannte dies academicus sollte am Mittwoch an der Leuphana Universität in Lüneburg gefeiert werden. Ein AfD-Politiker und eine AfD-Politikerin hatten - auf Einladung der Universität - ihr Kommen bestätigt. Laut einer Mitteilung des Universitätspräsidenten Sascha Spoun, die dem NDR Niedersachsen vorliegt, wurde das Fest nun "vor dem Hintergrund bereits angekündigter Demonstrationen" abgesagt. Spoun hatte auch von Sicherheitsbedenken wegen dieser Demonstrationen geschrieben. Zuvor hatte die "Landeszeitung für die Lüneburger Heide" berichtet.
Universität will in öffentlichen Diskurs gehen
Die Universität war nach Angaben des Präsidenten von den Sicherheitsbehörden über die angekündigten Proteste, auch von externen Personen, informiert worden. Die Veranstaltung hätte mit der Demonstration nicht wie geplant ablaufen können, so Spoun. "Angesichts interner Diskussionen um die angekündigte Teilnahme von zwei Abgeordneten an dieser Veranstaltung scheint es geboten, dass die Universitätsgemeinschaft zunächst die Möglichkeit bekommt, die Situation zu bewerten und eine gemeinsame Position für das weitere Vorgehen zu erarbeiten", sagte der Präsident der Leuphana. Die Universität wolle daher demnächst zu einem offenen Meinungsaustausch einladen.
AStA teilt Sicherheitsbedenken nicht
Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Leuphana Universität kritisiert die Absage der Veranstaltung. "Wir hatten schon das Gefühl, dass die Uni sich es sehr leicht gemacht hat. Dass das Präsidium jetzt einfach den Weg des geringsten Widerstands gegangen ist", sagte AStA-Sprecherin Josephine Kiecol. Die Absage wirke ängstlich und der AStA hätte sich eine Ausladung der eingeladenen AfD-Pateimitglieder durch die Uni gewünscht. Auch mögliche Sicherheitsbedenken durch die Kundgebung teile der AStA nicht - die Redebeiträge wären friedlich abgelaufen, so Kiecol. Ein Sprecher der Polizei in Lüneburg sagte NDR Niedersachsen, die Entscheidung, die Veranstaltung abzusagen, sei von der Universität getroffen worden. Man habe von der angemeldeten Demonstration gewusst und wäre vor Ort gewesen.
AfD-Abgeordnete Schülke hat Vorsitz im Wissenschaftsausschuss
Der Präsident der Leuphana Universität Lüneburg sagte in dem Schreiben weiter, es sei guter Brauch, die Mitglieder des Wissenschaftsausschusses des Landtags zu wichtigen Veranstaltungen der Uni einzuladen. Dies geschehe ohne Ansehen der jeweiligen Parteizugehörigkeit und sei allein durch deren Funktion begründet. Vor dem Hintergrund, dass die AfD vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall eingestuft wird, wolle die Leuphana Universität aber überdenken, wen sie künftig zu ihren Festen einlädt, so Spoun. Den Vorsitz des Ausschusses für Wissenschaft und Kultur im Landtag hat zurzeit die AfD-Abgeordnete Jessica Schülke.
Einladung von AfD-Politiker war laut Uni "nicht notwendig"
Nach Angaben der Universität war auch der niedersächsische AfD-Bundestagsabgeordnete Frank Rinck eingeladen worden. Rinck sitzt im Bundestag im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft. Seine Einladung sei nicht an eine Position in der Wissenschaft gebunden gewesen, räumte der Universitätspräsident in dem Schreiben ein. "Insofern bestand für die Einladung keine Notwendigkeit", sagte Spoun. Der dies academicus ist eigentlich ein Festtag zum Abschluss des wissenschaftlichen Jahres der Universität. Dabei werden Preise für besondere Forschungsleistungen verliehen und Studierende geehrt. Die Feier soll den Angaben zufolge nachgeholt werden.
Studierende verhindern Vortrag von CDU-Abgeordneter in Göttingen
Vor zwei Wochen hatte es an der Uni Göttingen einen Protest gegeben. Dort hatte die CDU-Bundestagsabgeordnete Mareike Wulf einen Vortrag zum Thema Selbstbestimmungsgesetz gehalten. Währenddessen wurde sie von rund 200 Protestierenden gestört und beleidigt, sodass sie den Vortrag abbrechen und von der Polizei aus dem Gebäude begleitet werden musste.
![NDR Logo NDR Logo](/resources/images/logos/ndr_printlogo.gif)