Vierfach-Mord von Rotenburg: Ex-Ehefrau schweigt vor Gericht
Ein Soldat soll vier Menschen in einer Nacht erschossen haben, darunter ein kleines Kind. In dem Prozess am Landgericht Verden sollte am Dienstag seine Ex-Ehefrau als Zeugin aussagen - das wollte sie dann aber doch nicht.
Vor ihrer geplanten Aussage hatte der Richter die 34-Jährige am Vormittag umfangreich über ihr Zeugnisverweigerungsrecht informiert. Auf die Frage, ob sie aussagen wolle, antwortete sie daraufhin mit Nein. "Ich möchte Ihnen gleichwohl für Ihren weiteren Lebensweg alles Gute wünschen", sagte der Vorsitzende Richter. Zuvor war die Aussage bereits einmal vertagt worden, weil die Frau laut Landgericht dazu psychisch nicht in der Lage war.
Frühere Ehefrau vermeidet Blickkontakt mit Angeklagtem
Die frühere Ehefrau des Angeklagten wirkte sehr gefasst. Sie ging festen Schrittes zu ihrem Zeugenplatz. Sie vermied jeden Blickkontakt mit dem Angeklagten, guckte den Vorsitzenden Richter die ganze Zeit direkt an und antwortete auf seine Fragen dazu, ob sie wisse, worum es bei dem Prozess gehe, welche Taten ihrem früheren Ehemann vorgeworfen werden. Sie wirkte sehr klar - auch als sie sagte, dass sie nicht aussagen möchte. Warum sie das nicht tun wollte, sagte sie nicht. Nach ihrem "Nein" und der Entlassung durch den Vorsitzenden Richter ging sie wortlos aus dem Gerichtssaal. Der Angeklagte blickte ihr nach, verzog aber keine Miene.
Blieb Ex-Frau wegen Schwangerschaft verschont?
Die Ex-Frau hatte in der Nacht zum 1. März 2024 vier Menschen aus ihrem engsten Umfeld verloren: ihre beste Freundin und deren dreijährige Tochter sowie ihren neuen Partner und dessen Mutter. Sie selbst soll nur überlebt haben, weil der Angeklagte gewusst haben soll, dass sie zu dem Zeitpunkt erneut von ihm schwanger war. Das hatte ein Zeuge ausgesagt.
Soldat will am Freitag zum Vierfach-Mord aussagen
Die Verteidigerin des Angeklagten kündigte am Dienstag an, dass dieser am Freitag aussagen werde. Bislang hat er vor Gericht geschwiegen. Ein psychologischer Gutachter hatte über ihn vor Gericht gesagt, dass der zum Tatzeitpunkt 32-Jährige keine Reue für die Taten zeige. "Die Menschen, die ich verantwortlich mache, sind nicht mehr da. Seitdem kann ich besser schlafen und essen." Das habe der Angeklagte ihm mehrfach gesagt, sagte der Gutachter.
Auch Haftrichter wurde befragt
Am Dienstag wurde der Haftrichter vor Gericht als Zeuge befragt, der dem damals 32-Jährigen im vergangenen Jahr den Haftbefehl verkündet hatte. Er sagte, dass der Angeklagte seinerzeit "soldatisch gefasst" gewesen sei. Er habe aber erstaunt darauf reagiert, dass er auch ein Kind erschossen haben soll. Der Angeklagte soll seiner Verteidigerin daraufhin gesagt haben, dass er sich selbst erschossen hätte, wenn er das vorher gewusst hätte. Das habe ihm die Verteidigerin damals gesagt, erklärte der Haftrichter vor Gericht. Zwei Monate lang wurde daraufhin die Zelle des Angeklagten per Kamera überwacht.
Soldat ging wie bei einer militärischen Aktion vor
Der Angeklagte ist wegen vierfachen Mordes angeklagt. Laut Staatsanwaltschaft Verden soll er aus Rache und Hass getötet haben, nachdem sich seine Ex-Frau vom ihm getrennt hatte. Zunächst soll er den Angaben zufolge zum Haus des neuen Partners seiner Ex-Frau in Scheeßel gefahren und darin wie bei einem militärischen Häuserkampf eingedrungen sein. Dort soll er den neuen Partner seiner Ex-Frau und dessen Mutter erschossen haben. Danach sei er in die wenige Kilometer entfernte Samtgemeinde Bothel gefahren und habe dort die beste Freundin seiner ehemaligen Frau und die dreijährige Tochter der besten Freundin erschossen, so die Anklage.
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