Ein Angeklagter sitzt in einem Gerichtssaal. © picture alliance/dpa | Focke Strangmann Foto: Focke Strangmann

Vierfach-Mord im Kreis Rotenburg: Gutachter sagt vor Gericht aus

Stand: 01.10.2024 21:06 Uhr

Der Soldat Florian G. hat laut Anklage im Landkreis Rotenburg vier Menschen erschossen, um sich an seiner Ex-Frau zu rächen. In dem Prozess am Landgericht Verden soll am Mittwoch ein Gutachter aussagen.

von Maren Momsen

Im Landgericht Verden tritt Florian G. bisher immer gleich auf: Er trägt ein schwarzes Hemd und eine schwarze Hose. Die kurz geschnittenen Haare liegen eng am Kopf an. Sein Blick wirkt starr und eher nach innen gekehrt. Auf die Fragen des Vorsitzenden Richters antwortet er knapp mit ganz wenigen Worten. Zunächst wollte G. sich zu den ihm vorgeworfenen vier Morden äußern, tat dies dann aber auf Anraten seiner Anwälte doch nicht. Ein psychiatrischer Gutachter ist am Mittwoch der erste Zeuge, den die Richter hören werden. Ihm gegenüber soll Florian G. die Taten eingeräumt und sich zu den Gründen geäußert haben. Um diese Aussagen verwerten zu können, soll sie nun der Gutachter vor Gericht wiedergeben, wie ein Gerichtssprecher NDR Niedersachsen sagte.

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Angeklagter zeigt vor Gericht keine Emotionen

Als die Staatsanwältin zur Prozesseröffnung Ende August ihre Anklage mit vielen grausamen Details der Taten vorliest, reagiert G. in keiner Weise. Zu den Angehörigen der Opfer, die als Nebenkläger im Prozess sitzen, blickt er nicht ein einziges Mal. Der aus dem Harz stammende 33-Jährige hatte sich laut Anklage in der Nacht des 1. März Zutritt zu den zwei wenige Kilometer voneinander entfernten Wohnhäusern in Scheeßel und in der Samtgemeinde Bothel verschafft: Dort soll er die beste Freundin seiner Frau und deren dreijährige Tochter erschossen haben. Im anderen Haus habe er den neuen Freund seiner Frau und dessen schlafende Mutter getötet. Offenbar macht der Angeklagte die Freundin und den neuen Partner für das Ende seiner Beziehung verantwortlich.

Nebenklage-Anwältin: Ex-Frau des Angeklagten schwerst traumatisiert

Die Nebenkläger sind zunächst nicht nach Verden ins Gericht gekommen: Sie ertragen es nicht, in der Nähe des Angeklagten zu sein, wie ihre Anwälte sagen. Aus diesem Grund werde vermutlich auch die Ex-Frau des Angeklagten nicht zum Prozess kommen. Sie sei schwerst traumatisiert, so ihre Anwältin.

Kinder der Opfer waren während der Taten im Haus

Blumen und Kerzen liegen vor einem Einfamilienhaus. © dpa-Bildfunk Foto: Sina Schuldt
Einer der Tatorte: ein Einfamilienhaus in Scheeßel. (Archivbild)

Im Laufe des Verfahrens sollen noch viele weitere Zeugen verhört werden. Darunter sind die Polizeibeamten, die als erste an den Tatorten waren, sowie Nachbarn der Opfer aus Scheeßel und Bothel. Ob die Angehörigen der Opfer in der Lage sind, auszusagen, ist noch nicht klar. Die überlebenden Kinder der Opfer - eine weitere Tochter der Freundin und der Sohn des neuen Freundes der Frau - sind nicht als Zeugen geladen. Sie waren zu Hause, als die Schüsse fielen, jedoch in anderen Zimmern. Die Kinder wurden von den Ermittlern befragt, sind aber zu jung, um als Zeugen auszusagen.

Für den Prozess sind noch 32 weitere Verhandlungstage bis Ende März geplant.

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Ein Angeklagter sitzt in einem Gerichtssaal neben seinen Verteidigern. © NDR Foto: Maren Momsen

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