"SuperSocial" - Neues Projekt für mehr Inklusion auf Social Media
Die Lebenshilfe Lüneburg-Harburg möchte innerhalb von drei Jahren eine inklusive Social-Media-Agentur aufbauen. Ziel ist, dass Menschen mit Behinderungen sichtbarer in den sozialen Netzwerken werden.
Die Arbeit bei "SuperSocial" ist ganz anders, als es Annabell Lavička-Rother kennt. Sie lernt, mit Kamera-Technik umzugehen, arbeitet sich in Programme zur Bildbearbeitung ein. "Ich brauche mehr Zeit zum Lernen. Hier ist das überhaupt nicht schlimm. Dann macht man es eben öfter und wiederholt mal was." Vor dem Job in der Social-Media-Agentur in Winsen (Landkreis Harburg) hat sie in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung gearbeitet. "Das war immer sehr eintönig, sehr laut und trubelig", beschreibt sie.
Individuell angepasste Arbeitszeiten und Aufgaben
Das Projekt "SuperSocial" wird von Anfang an inklusiv geplant. Eine Fotografin, ein Kommunkationsdesigner und vier Menschen mit Behinderung bilden seit April ein Team. Gemeinsam entwickeln sie ihre Arbeitsabläufe. Welche Arbeitszeitmodelle funktionieren? Wer kann welche Aufgaben übernehmen? "Das wird normalerweise von einem Geschäftsführer vorgegeben. Wir passen das individuell an unser Team an", sagt Katja Zobel von der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg. Es gibt Mitarbeitende, die nur vormittags arbeiten und andere, die auch am Nachmittag da sind, dafür aber nur vier Tage in der Woche.
Neue Blickwinkel durch inklusive Arbeit
Erste Erkenntnisse: Es geht langsamer zu in der inklusiven Agentur. Mehr Pausen. Mehr Wiederholungen. Anders, als es die gelernte Fotografin Leonie Schmieta aus ihrem bisherigen Berufsleben kennt. "Ich hatte vorher so gut wie nie etwas mit Menschen mit Behinderung zu tun. Jetzt merke ich, wie unterschiedlich Behinderungen sein können, und dass man den Menschen viel mehr zutrauen kann, als man das vielleicht gedacht hatte." Wenn Menschen mit Behinderung sichtbarer in den sozialen Medien werden, könne das Vorurteile abbauen, sagt Paul Paulsen: "Das würde für mehr Aufklärung sorgen. Ich glaube, dass wir eine klare Veränderung schaffen können."
Land fördert das Projekt mit EU-Mitteln
Das Land Niedersachsen und die EU fördern das Projekt mit 583.000 Euro. Eine regionale Partnerfirma unterstützt mit Expertise im Social-Media-Bereich. Noch werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung so bezahlt, wie in einer Werkstatt. "Wir arbeiten daran, daraus sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze zu machen", sagt Zobel. Zwei Jahre läuft die Projektphase noch. Dann, so ist das Ziel, soll "SuperSocial" eine inklusive und leistungsfähige Social-Media-Agentur geworden sein. Schon im kommenden Jahr will das Team Aufträge von externen Kundinnen und Kunden annehmen.