Menschen statt Bienen: Blütenbestäuber per Jobanzeige gesucht
Was wäre, wenn es keine Bienen mehr gäbe? Ein Saft-Produzent aus Lüchow-Dannenberg hat eine Jobanzeige veröffentlicht und sucht Menschen, die Blüten bestäuben. Ein Aprilscherz mit ernstem Hintergrund.
In der Stellenanzeige heißt es: "Du hast ein ruhiges Händchen und jede Menge Zeit? Deine Aufgabe: einzelne Obstbaumblüten mit Pollenstaub befruchten." Für diese Arbeit werden normalerweise keine Menschen gebraucht. Bienen übernehmen den Job. Für den Bio-Saft-Hersteller Voelkel aus dem Wendland sind die Insekten essenziell wichtig: ohne bestäubte Apfelblüten keine Apfelernte und damit kein Apfelsaft. Die veröffentlichte Jobanzeige ist nicht echt, sondern ein Aprilscherz. Der Gedanke dahinter ist aber ernst.
Vor allem Wildbienen verlieren Lebensraum
60 Prozent aller Heuschrecken und Wildbienenarten gelten nach Informationen des niedersächsischen Umweltministeriums als bedroht. "Wir befinden uns in der Zeit des globalen Insektensterbens", sagt auch Gertje Petersen, die Leiterin des Bieneninstituts in Celle. "Und das lässt sich nur schwer aufhalten." Das liege vor allem daran, dass immer mehr Lebensräume verloren gehen. Darunter leiden vor allem die Wildbienen. Honigbienen seien dagegen nicht bedroht, so Petersen. "Honigbienen sind Nutztiere. Das bedeutet, dass sie von den Imkerinnen und Imkern betreut und gepflegt werden."
Forderung: Ökologische Themen wieder als politischen Schwerpunkt

Mit der "Bestäuber gesucht"-Jobanzeige möchte der Saft-Produzent aus dem Wendland auf das Insektensterben aufmerksam machen. "In der aktuellen Politik werden die ökologischen Themen beiseite gedrängt. Andere Themen bestimmen die Agenda", sagt Jurek Voelkel, einer der Geschäftsführer. Er will sich dafür einsetzen, dass heimische Insekten besser geschützt, Regeln für Pflanzenschutzmittel verschärft und die ökologische Landwirtschaft stärker gefördert wird. "Es ist nicht möglich, dass wir von den Bäuerinnen und Bauern immer mehr fordern, ihnen aber für Mehrarbeit nicht auch mehr Geld bezahlen", so Voelkel.
Vielfältiger Obstbau tut Bienen gut
Von dem Szenario, dass Menschen tatsächlich Blüten bestäuben müssen, sind wir in Niedersachsen nach Einschätzung der Bienenexpertin Gertje Petersen noch weit entfernt. Der Obstbau sei hier traditionell geprägt von vielen kleineren Betrieben, die verschiedene Obstsorten anbauen - und nicht von riesigen Plantagen mit nur einer Apfel-, Birnen- oder Pflaumensorte. Trotzdem findet auch sie: Ein genauer Blick auf die Wildbienen und ihren Lebensraum hilft dabei, die Insekten zu verstehen und besser schützen zu können. "Bei den Wildbienen ist ganz schwer, den Rückgang zu dokumentieren, weil wir keine Daten haben, wie es früher war. Wir versuchen jetzt, wissenschaftlich zu beleuchten, was wir für Populationen haben und wo sie sich befinden", erklärt Petersen.
