Kampfmittel im Dethlinger Teich: "Keiner weiß, was unten liegt"
Seit Oktober wird der Dethlinger Teich von Kampfmitteln befreit. Niedersachsens Umweltminister spricht vom bundesweit größten Altlasten-Sanierungsprojekt. Es kostet 72 Millionen Euro.
"Keiner weiß, was unten drin liegt und was uns erwartet", sagte Räumstellenleiter Heiner Hoormann am Mittwoch. Bisher habe man erst in den obersten eineinhalb Metern des Teiches bei Munster (Landkreis Heidekreis) gearbeitet, wo es auch viel Beton gebe. "Wenn die nächste Schicht kommt, kommen auf jeden Fall mehr Granaten raus", sagte Hoormann. Der Teich ist zehn bis zwölf Meter tief. Vergangenen Oktober war mit der Bergung der Altlasten begonnen worden. Seitdem fanden die Kampfmittelspezialisten rund 400 Granaten sowie rund 20.000 Zündladungen. Auch drei je 300 Kilogramm schwere Kampfstoffgranaten aus italienischer Produktion wurden geborgen. Schon jetzt habe man mehr gefunden, als vorher erwartet, teilte der Heidekreis mit.
Zehntausende Granaten im "giftigsten Loch der Welt"
Niedersachsens Umweltminister Chistian Meyer (Grüne) zufolge handelt es sich um das bundesweit größte Altlasten-Sanierungsprojekt. Im Dethlinger Teich wurden seinem Ministerium zufolge während und nach dem Zweiten Weltkrieg Zehntausende Granaten der Wehrmacht entsorgt. Über die Jahre seien chemische Kampfstoffe ausgetreten. 1952 wurde der Teich zugeschüttet. Erst vor ein paar Jahren begannen die Planungen für eine Räumung des Geländes. Meyer sicherte den Verantwortlichen am Mittwoch die Unterstützung des Landes bei der Sanierung "des giftigsten Lochs der Welt" zu: "Die schwerwiegenden Altlasten der deutschen Wehrmacht mit großen Teilen der Chemiewaffen, die vor Jahrzehnten zulasten einer ganzen Region und der Umwelt unachtsam in einen kleinen Teich geworfen wurden, gefährden jetzt Grundwasser und Anwohner. Sie müssen endlich aus der Welt geschafft werden", sagte er.
Bund trägt Großteil der Kosten
Die Kosten für die Sanierung des Dethlinger Teichs in der Lüneburger Heide tragen der Bund und das Land Niedersachsen gemeinsam. "Damit hat man eine klare Garantie, dass wir dieses Ewigkeitsproblem des Dethlinger Teiches auch lösen können", sagte Meyer am Mittwoch bei der Unterzeichnung einer Finanzierungsvereinbarung in Munster. Das Land übernehme 18,6 Millionen Euro der insgesamt 72 Millionen Euro, den restlichen Betrag zahle der Bund. Bei solch großen Projekten werde das Geld immer nur abschnittsweise ausgezahlt, erklärte das Umweltministerium. Die nun fünfte Vereinbarung sichert dem Heidekreis zufolge die Arbeiten bis zum geplanten Abschluss 2028.
So läuft die Bergung der Kampfmittel
Die Kampfmittelexperten gehen dabei nach einem festen Schema vor: Ein Baggerfahrer holt die Munition heraus, zwei weitere Mitarbeiter bergen das Material. Die gefährlichen Stoffe werden zunächst in einer überdimensionalen Bergungshalle über dem Teich zwischengelagert. In den Anlagen der im nahen Munster ansässigen Gesellschaft zur Entsorgung chemischer Kampfstoffe und Rüstungsaltlasten (GEKA) werden die gefährlichen Stoffe dann entsorgt. Die bundeseigene Firma ist das einzige Unternehmen, das chemische Munition vernichten darf.
Keiner weiß, wie tief die Kampfmittel im Teich liegen
Ingo Schories, Leiter der Kampfmittelbeseitigungsanlage, zeigte sich zufrieden mit dem Fortschritt am Dethlinger Teich: "Es läuft prima, es läuft erwartungsgemäß." Er könne sich vorstellen, dass die Bergung im Jahr 2028 abgeschlossen ist. Es hänge aber auch davon ab, wie tief in der Grube Kampfmittel gefunden werden. Bei der Probeöffnung habe man damals nur viereinhalb Meter tief gegraben. Bei der Erkundung des Teichs waren bereits 2.552 Teile Kampfstoffmunition geborgen worden.