Geflüchteten-Unterkunft Bad Fallingbostel-Oerbke schließt
In der Geflüchteten-Unterkunft Bad Fallingbostel-Oerbke wurden in acht Jahren Betriebszeit mehr als 62.000 Menschen untergebracht. Ende des Jahres übernimmt die Bundeswehr das Gelände.
Die Koffer sind gepackt, die Busse stehen bereit. In dieser Woche ziehen die letzten verbliebenen Menschen aus der Geflüchteten-Unterkunft Bad Fallingbostel-Oerbke aus. Sie werden in Niedersachsen verteilt, zu anderen Standorten der Landesaufnahmebehörde gebracht. In dem Camp am Ortsrand von Bad Fallingbostel sind nun alle Betten leer. Nur in wenigen Fenstern brennt noch Licht. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Landesaufnahmebehörde und Hilfsorganisationen endet eine bewegende Zeit. "Ich bin sehr traurig, mein Herz tut weh, wenn wir die Tore schließen", sagt Larissa Sesler vom Deutschen Roten Kreuz.
Die Geschichte der Geflüchteten-Unterkunft
Für die Kleinstadt Bad Fallingbostel waren es acht ereignisreiche Jahre mit der Geflüchteten-Unterkunft in direkter Nachbarschaft. "Unterm Strich war das eine erfolgreiche Koexistenz", sagt der Bürgermeister Rolf Schneider (SPD) dem NDR in Niedersachsen. 2015 hatten Hilfsorganisationen das Militärgelände innerhalb weniger Tage in eine Notunterkunft für Geflüchtete umgebaut. Einwohnerinnen und Einwohner aus Bad Fallingbostel und der Region engagieren sich ehrenamtlich. Dann übernimmt die Landesaufnahmebehörde das Gelände. Im März 2016 wird die Unterkunft zum Ankunftszentrum.
Überbelegung führt zu Problemen
Ende 2022 sind so viele Menschen im Camp untergebracht wie noch nie - fast 2.700 Geflüchtete. Offiziell war aber nur Platz für 1.250. "Das konnte und durfte keine Dauereinrichtung werden", sagt Schneider, "das macht was mit einer Stadt." Der Sebastian-Kneipp-Platz nahe der Innenstadt wird zum Sinnbild für die Probleme. Für die geflüchteten Menschen wird der Platz zum Treffpunkt. Anwohnern wird das zu viel: Es wird laut, überall liegt Müll herum, berichten sie. Die Stadt reagiert. Ein Sicherheitsdienst wird engagiert. Er vermittelt zwischen Geflüchteten und Anwohnern. Große Demonstrationen und Konflikte bleiben aus.
Bundeswehr nutzt das Gelände ab 2024
Die Bundeswehr schließt eine weitere Nutzung des Geländes für die Unterbringung von Geflüchteten aus. Man brauche das Gelände für multinationale Großübungen, die ab dem Jahr 2024 auf dem NATO-Truppenübungsplatz in Bergen stattfinden sollen, sagt eine Sprecherin des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr. Bürgermeister Schneider wird konkreter: Ab Januar sollen auf dem Gelände ukrainische Soldaten ausgebildet werden, sagt er. Die Bundeswehr bestätigt das nicht.