Behälter mit hochradioaktiven Abfällen und Transporthauben stehen in einem atomaren Zwischenlager in Gorleben. © picture alliance / dpa | Sina Schuldt Foto: Sina Schuldt

Bayerischer Landrat will gesamten Atommüll in Gorleben zwischenlagern

Stand: 28.08.2024 17:34 Uhr

Ein Landrat aus Bayern hat dafür plädiert, alle Atommüllzwischenlager Deutschlands in Gorleben zusammenzulegen. Umweltschützer aus dem Landkreis Lüchow-Dannenberg reagieren fassungslos auf den Vorschlag.

Solange es noch kein Endlager gebe, sollte der gesamte hochradioaktive deutsche Atommüll zentral ins Zwischenlager Gorleben gebracht werden, hieß es in einer öffentlichen Erklärung des Landkreises Landshut. Ein Zwischenlager sei besser zu überwachen als 17 verschiedene, argumentierte der bayerische Landrat Peter Dreier (Freie Wähler). Außerdem stehe in Gorleben eine Anlage, die sogenannte Pilotkonditionierungsanlage (PKA), in der defekte Castoren repariert werden könnten.

Bürgerinitiative spricht von "Dreistigkeit"

Der Sprecher der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, Wolfgang Ehmke, bezeichnete den Vorstoß als "eine Mischung aus Dreistigkeit und Unkenntnis der Lage in Gorleben". Die Initiative bewertet das dortige Zwischenlager schon lange als unsicher. Außerdem will die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) die PKA zur Reparatur von Atommüllbehältern abreißen, weil sie veraltet ist. Darüber hinaus läuft die Genehmigung für das Zwischenlager Gorleben 2034 aus. Im bayerischen Landkreis Landshut steht ebenfalls ein Zwischenlager - dieses ist nach Angaben der BGZ bis 2047 genehmigt.

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Kürzlich hat ein Gutachten, das vom Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) beauftragt wurde, ergeben, dass im besten Fall erst 2074 - also in 50 Jahren - ein Standort für ein geeignetes Endlager genannt werden kann. Bis die Lagerstätte gebaut und befüllt ist, werden weitere Jahrzehnte vergehen. Für die Zwischenlager müssen also neue Betriebsgenehmigungen beantragt werden. Der Salzstock Gorleben, der über Jahre favorisiert war, wurde im Herbst 2020 aus dem Auswahlverfahren für ein Endlager gestrichen, weil er als ungeeignet gilt.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Lüneburg | 28.08.2024 | 15:00 Uhr

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Atomkraft

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