Zahl der neu gebauten Wohnungen in Niedersachsen gesunken
In Niedersachsen wurden 2023 deutlich weniger neue Wohnungen gebaut als im Vorjahr. Nach Angaben des Landesamts für Statistik (LSN) entstanden 25.383 neue Wohnungen - 13,8 Prozent weniger als im Jahr davor.
Mehr als die Hälfte aller Neubauwohnungen - insgesamt 14.112 - entfiel demnach auf Mehrfamilienhäuser mit mindestens drei Parteien. Das entspricht laut LSN einem Rückgang von 3,2 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022. Die übrigen Wohnungen entstanden demnach in Einfamilienhäusern oder in Wohnheimen.
Bauzeit verlängert sich um ein bis zwei Monate
Zudem hat es 2023 laut Angaben des LSN deutlich länger gedauert, bis Wohnungen in Niedersachsen fertig gebaut wurden. Die durchschnittliche Abwicklungsdauer von Baugenehmigung bis -fertigstellung betrug bei Ein- und Mehrfamilienhäusern 18 bis 19 Monate. 2022 waren es noch 17 Monate. Auch für Wohnungen mit Häusern mit mindestens drei Parteien verzögerte sich die Abwicklungsdauer: Dieser Haustyp entstand durchschnittlich innerhalb von 24 Monaten. Das sind zwei Monate mehr als die im Jahr 2022 fertig gestellten Neubauten, wie aus Daten des LSN hervorgeht.
Keine Entspannung auf Wohnungsmarkt
"Nach wie vor ist die Lage auf dem Mietmarkt sehr angespannt", sagte Reinold von Thadden, Verbandsjustiziar des Landesverbands des Deutschen Mieterbundes, dem NDR Niedersachsen. Zwar wird laut von Thadden schon seit Jahren zu wenig gebaut, die Situation hat sich in den letzten zwei Jahren jedoch erneut verschärft. Auch das niedersächsische Wirtschaftsministerium sieht eine angespannte Lage. "Hier spielen die Energiekosten genauso eine Rolle wie die hohen Kosten für Baumaterialien, der große Mangel an Fachkräften gerade auch im Bauhandwerk und nicht zuletzt auch die Wende am Zinsmarkt", teilte das Ministerium dem NDR Niedersachsen mit. "Bauen ist derzeit teurer denn je."
Mietpreise steigen weiter
Vor allem im mittleren und unteren Segment, wo der Wohnraum durch Zuwanderung und steigende Einwohnerzahlen am meisten gebraucht werde, werde dadurch noch weniger gebaut, sagte von Thadden. Das wirke sich auf die ohnehin hohen Mietpreise aus. Zudem seien die Nebenkosten hoch: Trotz staatlicher Unterstützung müssten einige Bürgerinnen und Bürger hohe Nachzahlungen bei Strom, Gas und Öl leisten. "Es brennt an allen Ecken und Enden", so der Rechtsberater des niedersächsischen Mieterbundes.
Wie kann gegengesteuert werden?
Um den Wohnungsneubau voranzutreiben, reiche es nicht, nur Geld zur Verfügung zu stellen, betonte von Thadden. Auch nach Ansicht von Niedersachsens Bauminister Olaf Lies (SPD) braucht es mehr Angebot, um den Druck aus dem Wohnungsmarkt zu nehmen: "Wir brauchen Impulse von allen Seiten - ob über stetige Weiterentwicklung der Förderrichtlinien für den sozialen Wohnungsbau, über vereinfachte Ausweisung von mehr Bauland, ob über Initiativen wie die Landeswohnungsgesellschaft oder über Maßnahmen, die Bauen insgesamt wieder attraktiver machen", sagte er am Donnerstag.
Bauen soll schneller und günstiger werden
Die Landesregierung habe zuletzt eine Reform der Bauordnung beschlossen, um Bauen "wieder schneller, einfacher und günstiger zu machen", sagte Lies. Laut des Rechtsberaters des niedersächsischen Mieterbundes wirft dies jedoch weitere Probleme auf: "Der Bauturbo fällt zu Lasten des Klimaschutzes und bestimmter Standards." Zum Beispiel der Barrierefreiheit für Menschen mit Rollstuhl. "Es ist eine ziemlich verzwickte Problematik", sagte von Thadden dem NDR Niedersachsen. Es sei daher auch wichtig, in der Bevölkerung ein Bewusstsein zu schaffen: "Ohne Einschränkungen wird es nicht gehen", betonte der Verbandsjustiziar.
Bedarf an Wohnungen steigt weiter
Nach Angaben der NBank werden aufgrund demografischer Veränderungen bis zum Jahr 2040 etwa 237.000 zusätzliche Wohnungen benötigt. Wie aus dem Wohnungsmarktbericht 2023 hervorgeht, liegt allein in wachsenden niedersächsischen Kommunen der Neubaubedarf bei 147.000 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern.