Wehrpflichtiger Ukrainer: "Die Ukraine ist nicht demokratisch!"

Stand: 11.07.2024 15:21 Uhr

Die Ukraine braucht nicht nur Waffen, sondern auch mehr Soldaten. Ein Ukrainer in Niedersachsen erzählt, warum er trotz Wehrpflicht geflohen ist. Roman - so nennt er sich - erzählt uns seine Geschichte anonym.

Ich sollte jetzt im Krieg sein, obwohl ich nicht in den Krieg ziehen wollte, nicht vor einem Jahr, nicht vor zwei Jahren, nicht vor zehn Jahren. Deswegen möchte ich nur anonym sprechen, damit ich nicht bestraft werde, damit ich hier im freien Deutschland nicht auffliege.

2.000 Euro für illegalen Grenzübertritt

Ein Ukrainer in Niedersachsen erzählt, warum er aus seinem Heimatland geflohen ist, obwohl er wehrpflichtig ist. © NDR Foto: Larissa Mass
Roman (Name geändert) ist aus der Ukraine geflohen, um seine Familie zu retten.

Als der Krieg ausbrach, wurde auch unsere Stadt beschossen. Wir fuhren zur Grenze, damit meine Kinder und meine Frau sie überqueren konnten. Auf dem Weg dorthin rief mich ein Bekannter an und schlug vor, dass auch ich die Grenze illegal überqueren könnte. Denn ich bin wehrpflichtig und durfte eigentlich nicht das Land verlassen. Man bot mir an, 2.000 Euro zu bezahlen, um mir zu zeigen, wo ich die Grenze überqueren konnte.

Flucht für die Familie

Ich bin weggelaufen, weil ich meine Familie retten wollte. Ich will, dass meine Familie lebt und nicht für die Interessen irgendeines Politikers stirbt, der an die Macht gekommen ist, und eines anderen Politikers, der das Land in den Wahnsinn treibt. Vielleicht herrscht hier, im Westen, eine falsche Meinung über die Ukraine? Die Ukraine ist kein demokratisches Land. Sie wurde vor langer Zeit zu einem solchen, aber jetzt erleben wir einen Krieg. Es ist ein korrupter Staat.

Ich stehe für Pazifismus und gegen Gewalt

Trotzdem drücke ich der Ukraine die Daumen. Ich möchte, dass in meinem Land Frieden herrscht. Aber ich möchte nicht unter den bestehenden Behörden leiden, ich möchte nicht wegen meiner Ansichten verfolgt werden. Ich stehe für Pazifismus, weil ich glaube, dass es in der modernen Welt unmöglich ist, die Probleme der Gesellschaft mit Gewalt zu lösen.

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Gegen Waffen und Geld für die Ukraine

Wir sollten alle Anstrengungen unternehmen, um den Krieg zu beenden, nicht um ihn auszuweiten. Ich bin gegen die Bereitstellung von Waffen und Geld für die ukrainische Regierung. Am Ende wird nicht nur der Aggressor getötet, der mein Land angegriffen hat, und auch nicht so sehr die einfachen Soldaten. Es wird dazu führen, dass mein Land seine Souveränität verliert. Wir haben bereits eine eingeschränkte Souveränität. Die Fortsetzung des Krieges ist sinnlos.

In Deutschland eine zweite Heimat gefunden

Ich glaube, dass die Menschen in Deutschland so viel wie möglich für uns, für die Asylsuchenden, getan haben. Wir haben eine Unterkunft bekommen, wir haben Schutz bekommen, wir haben finanzielle und materielle Hilfe bekommen. Sowohl ich als auch meine Familie sind Deutschland dankbar für die Unterstützung, die wir erhalten haben. Die deutsche Regierung hat es mir ermöglicht eine zweite Heimat zu finden oder für eine gewisse Zeit Schutz zu erhalten. 

Das Gesprächsprotokoll führte Larissa Mass, NDR.de.

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Hallo Niedersachsen | 11.07.2024 | 19:30 Uhr

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