Wärmepumpe in einem alten Mehrfamilienhaus: Funktioniert das?
In Hannover werden zwei Mehrfamilienhäuser aus den 60er-Jahren statt mit Gas jetzt mit einer Wärmepumpe beheizt. Bis dahin musste an den Gebäuden aber einiges passieren.
Wie soll in Zukunft geheizt werden? Über kaum eine andere Frage wird seit Wochen so intensiv diskutiert. Spätestens seit der Verabschiedung des Gebäudeenergiegesetzes Anfang September im Bundestag ist klar: Dem Heizungsbereich in Deutschland steht ein großer Wandel bevor. Ein wichtiger Baustein hin zu mehr Klimaneutralität sind Wärmepumpen. 500.000 von diesen Geräten sollen pro Jahr ab 2024 nach den Plänen der Bundesregierung eingebaut werden. In Neubauten sind sie mittlerweile Standard. Hier gibt es eine gute Dämmung und möglichst großflächige Heizungskörper: Fußbodenheizungen. Ideale Voraussetzungen also, um eine Wärmepumpe effizient zu betreiben. Doch kann diese Art von Heizung auch die Lösung für ein altes Mehrfamilienhaus sein? In Hannover gibt es hierzu erste Projekte.
Die Häuser wurden bisher mit Gas beheizt
Im Stadtteil Vahrenwald stehen zwei Mehrfamilienhäuser aus den 1960er-Jahren. Insgesamt umfassen sie 18 Wohnungen. Geheizt wurden sie bisher mit Gas. Nun steht eine Luft-Wasser-Wärmepumpe im Keller der Häuser. Es ist ein Pilotprojekt für den Spar- und Bauverein, der in Hannover rund 8.000 Wohneinheiten besitzt. Die meisten Häuser im Bestand der Baugenossenschaft werden mit Gas beheizt. Andere sind an das Fernwärmenetz der Stadt angeschlossen.
Wärmeverbrauch der Häuser durch Dämmung halbiert
Bei den Mehrfamilienhäusern im Stadtteil Vahrenwald war das Thema Fernwärme zunächst keine Option. Es fehlen die nötigen Leitungen, berichtet Rainer Detjen aus dem Vorstand der Baugenossenschaft. Da die Häuser aber über einen gemeinsamen Garten verbunden sind, stand auch die Option einer Wärmepumpe im Raum. Platz war ausreichend vorhanden. Die Häuser wurden 2022 gedämmt und die Fenster ausgetauscht. Allein dadurch habe man den Wärmeverbrauch der Häuser halbieren können.
Umbau von Gas zu Wärmepumpe hat 2,1 Millionen Euro gekostet
Es folgte im Sommer 2023 die Demontage der alten Gasthermen und Leitungen. Dann wurde die zentrale Luft-Wasser-Wärmepumpe installiert. Während der gesamten Sanierung konnten die Mieterinnen und Mieter in ihren Wohnungen bleiben. Hier sei eine gute Absprache wichtig gewesen, sagt Robert Brinkmann, Projektleiter von Spar und Bau. Seit einigen Wochen ist nun die neue Wärmepumpe in Betrieb. Insgesamt hat der Umbau rund 2,1 Millionen Euro gekostet. Mit dem Projekt wolle die Baugenossenschaft auch herausfinden, wie Wärmepumpen zukünftig auch in anderen alten Mehrfamilienhäusern verbaut werden können. Klar sei: Mittelfristig sollen mehr Häuser von Gas und Öl hin zu regenerativen Techniken umgerüstet werden.
Handwerkskammer: Es fehlen Fachkräfte
Daneben sind die fehlenden Fachkräfte ein Problem. Zwar gibt es mittlerweile genug Wärmepumpen auf dem Markt, doch nicht genug Handwerker, die diese installieren. Die Handwerkskammer Niedersachsen betont, dass es an Anlagenbauern und Azubis fehle. In den nächsten Jahren sollen viele Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser umgerüstet werden. Experten haben aber Zweifel daran, ob das im von der Bundesregierung vorgegebenen Zeitraum bis 2045 schaffbar ist.
Für Hauseigentümer fallen hohe Kosten an
Am Ende ist der Einbau einer Wärmepumpe in ein altes Mehrfamilienhaus auch eine Kostenfrage. Der Hauseigentümerverband Haus und Grund Niedersachsen sagt, man dürfe nicht nur alleine die Wärmepumpen sehen. Kosten würden auch für die Dämmung oder eine Energieberatung anfallen. Schnell würde dies zusammengerechnet mehrere Hunderttausend Euro kosten. Und hier sei es ganz egal, ob es sich um ein Einfamilien- oder Mehrfamilienhaus handelt.