Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, spricht beim Festakt "50 Jahre Golf Produktion" im VW Werk. © picture alliance/dpa Foto: Moritz Frankenberg

VW: Ministerpräsident Weil bringt Vier-Tage-Woche ins Gespräch

Stand: 05.09.2024 17:06 Uhr

Angesichts der Sparpläne des VW-Vorstands hat Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) eine Vier-Tage-Woche als mögliche Alternative zu Werksschließungen genannt. Auch die IG Metall hält das für denkbar.

Im Interview mit NDR Info betonte Weil erneut, er erwarte, dass keine Werke geschlossen werden. Vorher müsse über andere Möglichkeiten gesprochen werden - eine davon sei die Vier-Tage-Woche. Diese hatte der Autobauer aus Wolfsburg schon einmal Anfang der 1990er-Jahre eingeführt, um den Abbau von 30.000 Arbeitsplätzen zu verhindern. Der Konzern kehrte erst 2006 zur Fünf-Tage-Woche zurück. Damals wurde auch die Beschäftigungsgarantie eingeführt, die nun aufgekündigt werden soll.

Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, sitzt in seinem Büro in der Staatskanzlei. © picture alliance/dpa Foto: Michael Matthey
AUDIO: Weil: "Volkswagen wird seine Hausaufgaben machen müssen" (8 Min)

IG Metall: "Sollten nichts unversucht lassen"

Auch von der Bundeschefin der IG Metall, Christiane Benner, heißt es, eine Vier-Tage-Woche bei VW könne eine Option sein. "Wir sollten nichts unversucht lassen an Ideen, um die Beschäftigung zu erhalten", sagte sie am Rande einer tarifpolitischen Konferenz in Hannover. Dafür müsste sich aber auch die Arbeitgeberseite öffnen, die zuletzt kürzere Arbeitszeiten abgelehnt habe, so Brenner. Man wolle nun schnell mit dem Konzern ins Gespräch kommen. Wichtig sei, dass Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen vom Tisch kämen. Der VW-Betriebsrat reagierte zurückhaltend auf den Vorstoß der IG Metall. Zu möglichen Lösungsansätzen können man sich derzeit noch nicht äußern, sagte ein Sprecher. "Generell gilt allerdings: Wenn es in den anstehenden Verhandlungen so weit ist, müssen alle kreativen Möglichkeiten in Betracht gezogen werden und gehören dann besprochen."

VW: Drohen Werksschließungen und Kündigungen?

Europas größter Autobauer hatte am Montag angekündigt, seinen Sparkurs bei der Kernmarke VW noch einmal zu verschärfen. Auch Werksschließungen in Deutschland und betriebsbedingte Kündigungen schließt der Konzern nicht länger aus. Die mit dem Betriebsrat vereinbarte Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 ausschließt, soll aufgekündigt werden.

Scholz zu VW: Bundesregierung mischt sich nicht ein

Über den geplanten Sparkurs des VW-Konzerns hat sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) informieren lassen. Nach Angaben eines Regierungssprechers sprach er sowohl mit dem Management als auch mit der Konzernbetriebsratsvorsitzenden Daniela Cavallo sowie Aufsichtsrats-Mitgliedern. Die Bedeutung von VW als eines der größten Unternehmen der Autoindustrie sei dem Kanzler klar. Er sei sich bewusst über die Herausforderung der Transformation, vor der die gesamte Branche stehe. Scholz werde die Entwicklung ganz genau verfolgen, so der Sprecher. Einmischen will sich die Bundesregierung demnach nicht: Es sei Sache des Unternehmens, die Probleme zu lösen, hieß es.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 05.09.2024 | 12:00 Uhr

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