Diese Box soll Obdachlose in Hannover vor dem Erfrieren retten
Jährlich erfrieren in Niedersachsen Obdachlose auf der Straße. Allein in Hannover starben so im Winter drei Menschen. Helfen Übernachtungsboxen? Diakonie und Paritätischer kritisieren mangelnde Standards.
Im Garten von Jus Henseleit steht der Prototyp der Übernachtungsbox. Der Name: Pop-Up-Cave - oder kurz PUC. Die Box sieht aus wie ein kleinerer Campingwagen und steht auf vier Metallfüßen. Sie hat ein festes Dach, zwei Seitenwände, durch die Licht einfällt und eine kleine Tür mit Schloss. "Alles in allem quasi ein stabileres Zelt", sagt Jus Henseleit. Außerdem lässt sich die Box schnell aufbauen: "Zu zweit dauert das fünf Minuten und man braucht auch kein Werkzeug", so der Erfinder. Ursprünglich war der PUC mal zum Campen gedacht. Aber Jus will damit auch Obdachlosen in Hannover helfen.
Obdachlose im Winter: Sicher vor Sturm, Regen, Gewitter
Er könnte sich vorstellen, dass Städte und Gemeinden sich ein paar Übernachtungsboxen anschaffen und dann bei Bedarf an bestimmten Orten aufstellen. Der große Vorteil ist, dass die Obdachlosen dann nicht mehr direkt auf dem Boden schlafen. Dafür sorgen die vier Metallfüße. Das hält bei Frost die Kälte von unten ab und bei Regen liegen die Betroffenen nicht direkt im Wasser. Die Box ist laut Henseleit regen-, gewitter- und sturmfest. "Da kann auch mal ein größerer Ast drauf stürzen", sagt er. Außerdem ist Platz für zwei Matratzen oder Schlafsäcke. Außerdem ist der PUC abschließbar. Das ist gerade für obdachlose Frauen wichtig, um sich vor Übergriffen zu schützen.
Kritik: Übernachtungsboxen lösen das Problem nicht
Wohlfahrtsverbände sehen die Idee skeptisch. Die Übernachtungsbox kann, wenn überhaupt, nur eine Notlösung sein, sagt Jens Starkebaum, Sprecher des Paritätischen in Hannover. "Für uns gilt ganz klar: Housing first. Wir wollen Obdachlose in Wohnungen unterbringen", sagt er. Die Gefahr ist, dass durch solche Übernachtungsboxen die Standards zu weit nach unten geschraubt werden. Friedhelm Feldkamp von der Diakonie wird sogar noch deutlicher: "Es gibt keine Heizung, es gibt keine Dämmung, es gibt keine Privatsphäre." Es brauche mehr Sozialwohnungen. Außerdem sei nicht klar, wo die Übernachtungsboxen stehen sollen.
An sich eine gute Idee, aber ...
Thomas Jatzkowski kennt solche Boxen schon aus anderen Städten. Er selbst hat in Hannover fast ein Jahr lang auf der Straße gelebt und ist hin- und hergerissen. "An sich ist das eine gute Idee. Weil die Boxen auf Füßen stehen, können sie wirklich davor schützen, dass Obdachlose erfrieren." Wichtig wäre für ihn, dass die Box nicht brennbar ist und dass sie vor Angriffen schützt. Trotzdem ist das für ihn nur ein "Herumgedoktorn am Symptom." Auch Jatzkowski ist für mehr Wohnungen. Denn nur so holt man die Obdachlosen wirklich von der Straße.