Schweinestall-Umbau: Agrarminister wollen mehr Geld vom Bund
Für mehr Tierschutz in der Schweinehaltung hat der Bund eine Milliarde Euro angekündigt. Bei ihrem Sondertreffen in Berlin waren sich die Agrarminister der Länder einig: Das reicht nicht.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) erklärte, dass die Fördersumme von einer Milliarde Euro nur der Auftakt sei. Mit dem Geld will der Bund die Tierhalter dabei unterstützen, ihre Ställe tiergerechter umzubauen und die laufenden Mehrkosten zu decken. Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) sagte dazu, dass mit der Summe nur zehn Prozent des Förderbedarfs zur Verfügung stehe, den eine Kommission ermittelt habe. Backhaus forderte, nicht nur den Umbau der Ställe zu fördern, sondern auch die laufenden Kosten auszugleichen, die durch mehr Tierwohl entstehen würden. Die Politik müsse verhindern, dass sich die Produktion ins Ausland verlagere, wo oft niedrigere Tierwohl- und Umweltstandards gelten würden.
Niedersachsens Agrarministerin: Finanzierung des ganzen Umbaus
Niedersachsens Agrarministerin Miriam Staudte (Grüne) sprach sich für ein langfristiges Finanzierungskonzept für den gesamten Umbau aus. "Die große Herausforderung liegt darin, Tieren mehr Auslauf zu gewähren und gleichzeitig Vorgaben für saubere Luft einzuhalten", sagte Staudte. Es bestehe die Gefahr, dass tierschutzgerechtere Ställe mehr Emissionen freisetzten - etwa, weil die Tiere auch an die frische Luft kommen. Durch bauliche Maßnahmen und Stallmanagement ließen sich die Emissionen aber reduzieren. Auch der Konferenz-Vorsitzende, Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU), fordert mehr Geld, wenn das Ziel ein "wirklich gesamtgreifendes System" sei. Kritik gab es bei dem Agrarministertreffen daran, dass das Bundesprogramm bisher nur auf die Schweinhealtung begrenzt ist.
Schweinehalter fordern einheitliche Kriterien
Für den Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands, Torsten Staack, sind einheitliche Kriterien entscheidend. "Die stellen derzeit so große Hürden dar, dass auch Betriebe, die sich schon auf den Weg gemacht haben, davor zurückscheuen würden, Investitionen zu tätigen." Auch der Deutsche Bauernverband dringt auf konkrete Ergebnisse. Noch immer gebe es nur allgemeine Arbeitsaufträge an Expertengruppen und keine verbindliche und kurzfristige Zeitvorgabe. "Diese Zeit haben wir nicht mehr", sagte der Generalsekretär des Bauernverbandes, Bernhard Krüsken. Auch das niedersächsische Landvolk hatte im Vorfeld des Sondertreffens konkrete Ergebnisse gefordert.
Bundesweit gibt es immer weniger Mastbetriebe
2022 gab es in Deutschland 16.900 Betriebe mit Schweinehaltung. Das sind 43,5 Prozent weniger als vor zehn Jahren. Die Zahl der Schweine ging um rund 25 Prozent auf 21,4 Millionen zurück. Seit 2012 hat in Niedersachsen fast die Hälfte der Schweinehalterinnen und -halter ihren Betrieb aufgegeben.