Ohne Wohnung im Regen: Was das für Obdachlose bedeutet

Stand: 05.01.2024 08:51 Uhr

Wer auf der Straße lebt, leidet besonders unter dem Regen. Die Kleidung ist nass, die Habseligkeiten durchgeweicht. Hilfe gibt es in Kontaktläden. Hier gibt es Essen und Trinken - und trockene Kleidung.

von Jan-Henrik Ipsen

Schon morgens um halb neun ist es voll im Kontaktladen Mecki der Diakonie am Raschplatz in Hannover. Etliche Menschen von der Straße trinken hier einen warmen Kaffee, essen ein belegtes Brötchen oder lassen ihre Gesundheit überprüfen. Täglich kommen etwa 150 von ihnen hier her. Insgesamt schätzt die christliche Hilfsorganisation, dass es bis zu 300 Menschen in Hannovers Innenstadt gibt, die ganz auf der Straße leben. Ein Gesprächsthema unter den Klienten, wie die Menschen hier von den Mitarbeitern der Diakonie genannt werden, ist das Wetter. Der ständige Regen macht den Obdachlosen zu schaffen. Wie zum Beispiel Nicole. Ihren ganzen Namen will sie uns nicht sagen. Die gebürtige Hamburgerin erzählt, wie sie eine Nacht unter dem Ernst-August-Denkmal vor dem Hauptbahnhof in Hannover geschlafen hat. Danach war sie komplett durchnässt - und ist krank geworden.

Kontaktläden haben nur tagsüber geöffnet

Wie Nicole geht es vielen Klientinnen und Klienten im Mecki. Sandra Brünger leitet die zentralen Beratungsstellen der Diakonie. Sie spricht von "untragbaren Zuständen": durchnässte Isomatten und Schlafmatten; bei einem Klienten hätte sogar das ganze Zelt unter Wasser gestanden. In den Kontaktläden oder Tagestreffs, die es neben christlichen Organisationen wie der Diakonie oder der Caritas auch von Sozialverbänden wie der AWO gibt, wird Menschen ohne Wohnsitz geholfen. Sie können sich trockene Kleidung mitnehmen, ihre Sachen waschen oder trocknen. Aber: Diese Einrichtungen haben nur tagsüber geöffnet, oft nur einige Stunden. Und sie sind auf Spenden angewiesen. Auf Kleidung und auf Geld, um beispielsweise die Größen zu kaufen, die gerade knapp sind.

Notunterkünfte oft keine Option

Nachts wird es für Obdachlose noch schwieriger: "Wir haben viele Klienten hier, die auf der Straße übernachten - die nicht in Notunterkünften sind", sagt Sandra Brünger. Dabei sind sie dem Wetter oft schutzlos ausgeliefert. Dazu werden sie von den Orten vertrieben, wo sie schlafen wollen. Notunterkünfte seien aber keine Option, findet Nicole. Sie macht sich Sorgen, dort bestohlen zu werden und fühlt sich als Frau nicht sicher. "Man kann sich nachts nicht schützen, außer in den Bahnhof reinzugehen", sagt Nicole. Sie findet es "schade für Hannover", dass es nur so wenige Anlaufstellen gibt. Aber: die kosten auch Geld. Die Region Hannover hat zuletzt 340.000 Euro "Winterakuthilfe" für soziale Einrichtungen bereitgestellt. Von ihrem Anteil will die Diakonie Mecki ausbauen.

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