Krise bei VW: Wann kommt der Durchbruch im Tarifkonflikt?
Es geht um Jobs, Löhne und Standorte: In Hannover verhandeln Volkswagen und die IG Metall über das milliardenschwere Sparprogramm. Ein Durchbruch ist nicht in Sicht. Es droht die nächste Nachtsitzung.
In einem Tagungshotel am Stadtrand von Hannover entscheidet sich, wie es bei Volkswagen weitergeht. Seit Montag sprechen beide Seiten in der inzwischen fünften Verhandlungsrunde miteinander. Mal in großer Runde, mal im kleinen Kreis, mal jede Partei für sich. Rund 13 Stunden haben die Verhandlungen am ersten Tag gedauert, bis in die Nacht hinein. Um Mitternacht, so hört man, habe es Mini-Pizza gegeben. Die Kaffee-Automaten in der Hotel-Lobby sind gut besucht. Seit Dienstagmorgen laufen die Verhandlungen weiter. Die Gesprächsatmosphäre sei "sehr sachlich", sagt ein Verhandlungsteilnehmer.
Lohnkosten, Standorte, Jobgarantien: Viele offene Punkte
Inhaltlich dringt bislang so gut wie nichts nach außen. Beide Seiten betonen immer wieder, dass man noch sehr weit voneinander entfernt sei. Lohnkosten, Standorte, Jobgarantien - noch sei hinter keinem der vielen Detail-Themen ein Haken, heißt es. Es geht in erster Linie um den Haustarifvertrag für mehr als 120.000 VW-Beschäftigte, aber mit normalen Tarifverhandlungen ist die aktuelle Runde nicht zu vergleichen: VW will die Löhne massiv kürzen und droht mit Kündigungen, auch Werksschließungen stehen immer noch im Raum. Um zehn Prozent will Volkswagen die Löhe und Gehälter drücken.
Gewerkschaft will alle VW-Werke erhalten
Die IG Metall und die VW-Betriebsräte stemmen sich gegen die Sparpläne. Die Arbeitnehmerseite ist zwar zu Zugeständnissen beim Einkommen bereit. So könnten Boni oder Sonderzahlungen niedriger ausfallen oder Tarifsteigerungen zeitweise nicht ausgezahlt werden. Dafür müssten aber mögliche Werksschließungen und Massenentlassungen vom Tisch. VW-Gesamtbetriebsratschefin Daniela Cavallo hat zum Auftakt der fünften Verhandlungsrunde von "roten Linien" gesprochen.
Klarheit bis Weihnachten - oder droht Hängepartie?
Gelingt eine Einigung vor Weihnachten? Also in dieser Woche? Die Gewerkschaft und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil drängen darauf - damit die Beschäftigten zum Fest Klarheit haben. Auch VW hat kein Interesse an einer Hängepartie. Es bestehe "akuter Handlungsbedarf" hat VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel zum Auftakt der Gespräche am Montag klargemacht. VW muss rund vier Milliarden Euro zusätzlich zusammensparen, heißt es aus Unternehmenskreisen - und die Zeit drängt. Anfang des Jahres soll die sogenannte Planungsrunde bei VW Standort- und Modellentscheidungen treffen - bis dahin muss klar sein, wie viel Geld der Autobauer in der Kasse hat. Deswegen sind die aktuellen Tarifverhandlungen so entscheidend.
Enger Austausch zwischen Wolfsburg und Hannover
Dass sich Gewerkschaft und VW-Vertreter zwei Tage gemeinsam in einem Hotel einquartieren, um Tag und Nacht in Ruhe zu verhandeln, spricht dafür, dass beide Seiten eine Einigung wollen. Zudem glühen die Drähte zwischen der Wolfsburger Konzernzentrale und dem Verhandlungshotel in Hannover. Dienstag ist VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel zur Sitzung des VW-Konzernvorstands nach Wolfsburg gefahren - man kann davon ausgehen, dass er dort über den Stand der Verhandlungen berichtet und Positionen abstimmt. Am Dienstagnachmittag sollte Meiswinkel wieder in Hannover sein. Wie lange sich die Gespräche hinziehen, ist völlig offen. Aus Gewerkschaftskreisen heißt es aber, man sei "auf eine lange Nacht vorbereitet".