VW-Doppelrolle: Diess soll auch Markenchef bleiben
Wenn VW-Markenchef Herbert Diess diese Woche vom Aufsichtsrat den Vorstandsvorsitz des Volkswagenkonzerns übertragen bekommt, wird er seinen bisherigen Posten nicht aufgeben. Nach Informationen des NDR wird Diess Markenchef bleiben. Bei den Volkswagen-Eignern ist man offenbar der Auffassung, dass diese Ämterballung in der jetzigen Situation der Umstrukturierung des Unternehmens die richtige Maßnahme ist. "In einer Phase der Neustrukturierung gehören alle Fäden in eine Hand", heißt es.
VW: Damalige Struktur mit zukünftiger nicht vergleichbar
Bei VW will man offenbar den Eindruck vermeiden, dass der Konzern damit wieder so zentralisiert wird, wie unter Martin Winterkorn. In der neuen Struktur sei Diess zwar die Führungsfigur. Durch eine neue Aufgabenverteilung werde er aber so entlastet, dass die damalige Struktur mit der zukünftigen nicht vergleichbar sei, heißt es.
Vorher hieß es noch: Zentralisierung war falsch
Tatsächlich überrascht die Bündelung der beiden Aufgaben des Konzernchefs und des Markenchefs in einer Hand. Im Zuge des Dieselskandals hatten Vertreter des Aufsichtsrats und des Unternehmens immer wieder betont, dass die starke Ausrichtung des gesamten Konzerns auf Martin Winterkorn ein Fehler gewesen sei. Dieser Fehler habe mit dazu beigetragen, dass über lange Jahre Fahrzeuge mit Betrugssoftware verkauft wurden, ohne dass dies gestoppt wurde. Winterkorn hatte das Amt des VW-Markenchefs erst kurz vor Bekanntwerden des Dieselbetrugs an Herbert Diess abgegeben. Diess war im Juli 2015 von BMW gekommen, wo nicht er, sondern Harald Krüger zum Konzernchef berufen worden war. Im September 2015, wurde dann der Dieselbetrug bekannt, der Winterkorn das Amt kostete. Matthias Müller folgte ihm nach.
Diess wird mehr zugetraut als Müller
Offenbar wird Müller vom Aufsichtsrat jetzt nicht mehr zugetraut, den notwendigen Umstrukturierungsprozess bei Volkswagen erfolgreich zu kommunizieren. Deshalb will ihn der Aufsichtsrat am Freitag abberufen. Öffentliche Äußerungen und Interviews von Müller hatten immer wieder durch missverständliche Äußerungen zu Kritik geführt. Zuletzt hatte er in einem "Spiegel"-Interview Gehaltsbeschränkungen für Vorstände mit dem Argument zurückgewiesen, in der DDR habe man auch alles politisch regeln wollen. Dies war auch im Aufsichtsrat kritisch diskutiert worden. Offenbar zeigte Müller auch in der internen Kommunikation Schwächen. Herbert Diess wird eher zugetraut, die nächste Phase des Konzernumbaus bei Volkswagen intern zu vertreten und voran zu treiben.
Der Aufsichtsrat wollte ursprünglich am Freitag zusammenkommen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur von Mittwochabend wird der Termin jedoch wohl auf Donnerstagnachmittag vorgezogen.