VW-Chef-Nachfolge: Wer ist Herbert Diess?
Herbert Diess eilt in der Autobranche ein Ruf voraus: Er gilt als harter Verhandler, als umtriebig, als guter Krisenmanager. All das durfte der 59-Jährige, der nun offenbar Matthias Müller als VW-Chef beerben soll, gleich im Volkswagen-Konzern unter Beweis stellen. Geholt in der Diesel-Krise setzte der Ex-BMW-Manager den sogenannten Zukunftspakt, ein umfangreiches Reform- und Sparprogramm durch.
"Das meistgehasste Vorstandsmitglied von VW"
Der Schwenk in Richtung Elektromobilität und höherer Rendite ging nicht ohne Reibereien über die Bühne. Sein größter Konkurrent: der einflussreiche Betriebsratschef Bernd Osterloh. Im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" wurde Diess gar als "das meistgehasste Vorstandsmitglied von VW" bezeichnet.
Winterkorn: Diess ist eine "herausragende Persönlichkeit"
Zu VW gekommen ist der Münchner Diess 2015, mitten in der Abgas-Affäre. Für ihn wurde das Ressort des VW-Markenchefs innerhalb des Konzernvorstands extra neu geschaffen. "Mit Herbert Diess haben wir eine herausragende Persönlichkeit und einen der fähigsten Köpfe der Automobilbranche für uns gewinnen können", sagte der damalige VW-Chef Martin Winterkorn über Diess. Dass er zu Volkswagen ging, lag aber dem Vernehmen nach am Ex-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, der Diess als Nachfolger Winterkorns aufbauen wollte. Der Plan ging schief, sowohl Winterkorn als auch Piëch traten in der Diesel-Affäre zurück.
Rückendeckung der Eigentümerfamilien
Dennoch: Die Rückendeckung der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch hat Diess. Als er den "Zukunftspakt" durchsetzen wollte, stützte ihn Aufsichtsratsmitglied Wolfgang Porsche öffentlich. "Diess macht eine exzellente Arbeit", sagte er. Für die Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmern werde er noch mehr Gespür bekommen, so Porsche.
Langjährige Karriere bei BMW
Vor dem Wechsel zu VW war Diess ab 2007 im BMW-Vorstand zunächst für den Bereich Einkauf und dann für die Entwicklung zuständig. Seine Karriere in dem Münchener Konzern hatte elf Jahre zuvor begonnen. Er leitete die Werke in Birmingham und Oxford. Vier Jahre lang verantwortete er auch den Motorradbau bei BMW.
Promotion über Montageautomatisierung
Geboren wurde Diess am 24. Oktober 1958 in München. Dort studierte er später Fahrzeugtechnik und Maschinenbau. Seine Promotion auf dem Gebiet der Montageautomatisierung schloss er 1987 ab. Bis 1996 arbeitete Diess dann bei Bosch in Stuttgart und in Treto in Spanien. Nun also die Aufgabe, Europas größten Autokonzern zu führen. Davor zurückschrecken wird er nicht: "Ich bin nicht der Typ, der so schnell aufgibt", sagt er über sich selbst.