VW: Bruch zwischen Betriebsrat und Vorstand?
Im Zuge der Abgas-Krise übt nun offenbar auch der Konzernbetriebsrat von Volkswagen Druck auf den Vorstand aus. In einem Brief an die Belegschaft, der dem NDR vorliegt, kritisiert die Arbeitnehmerseite, dass der neue VW-Boss Matthias Müller bisher nicht mit dem Betriebsrat zusammenarbeite. Bernd Osterloh, Chef der VW-Arbeitnehmervertretung und selbst Mitglied des Aufsichtsrats, fordert darin, dass der Vorstand unverzüglich in geordnete Gespräche mit dem Betriebsrat eintreten soll. So richtet sich Osterloh an Müller und VW-Markenchef Herbert Diess: "Wir können nur an die Herren Müller und Diess appellieren, gerade in diesen Tagen der Einigkeit zwischen Beschäftigten und Management nicht weiter durch Sprachlosigkeit auf eine Zerreißprobe zu stellen." Es fehle ein Gesamtkonzept des Vorstands für den Umgang mit dem Abgas-Skandal, bemängelt Osterloh weiter. Das Management sei das den Beschäftigten, die die Krise nicht zu verantworten hätten, schuldig.
Arbeitnehmer befürchten offenbar Kürzungen von Investitionen
Bisher hatten Betriebsrat und Konzernspitze von Volkswagen häufig am selben Strang gezogen. Mitten in der Abgas-Krise scheint sich dies nun zu ändern. Grundsätzlich wächst laut Osterloh angesichts der milliardenschweren Kosten im Abgas-Skandal die Sorge, wie sich Volkswagen weiter entwickelt. Mögliche Kürzungen oder die Verschiebung von Investitionen müsse die Konzern-Spitze deshalb ohne weiteres Zögern mit der Arbeitnehmer-Seite diskutieren. "Wir erleben derzeit, wie der Vorstand agiert und dabei die Interessen der Beschäftigten vollkommen außer Acht lässt", so Osterloh weiter. Ein Wechsel auf den Posten des Personalvorstands komme für ihn nicht infrage. Osterloh war lange als Nachfolger für den Ende November ausscheidenden Personalvorstand Horst Neumann gehandelt worden. "In einer solchen Situation lasse ich meine Kolleginnen und Kollegen, die mich gewählt haben, um ihre Interessen zu vertreten, nicht allein", sagte Osterloh. Es gehe jetzt um den maximalen Schutz der Beschäftigten.
Für Montagvormittag ist ein Treffen des Aufsichtsrats geplant, bei dem sich das Gremium vom Vorstand über den jüngsten Stand in der Abgas-Krise informieren lassen will.
Design-Chef verlässt das Unternehmen
Am Freitag verlautete außerdem aus Konzernkreisen, dass VW-Design-Chef Walter Maria de Silva das Wolfsburger Unternehmen verlässt. Zu seinen Gründen äußerte man sich aber nicht. Das "Handelsblatt" hatte berichtet, dass VW-Chef Müller im Zuge des verschärften Sparkurses auch im Ressort von de Silva sparen wolle, das jährlich rund 100 Millionen Euro verschlinge. De Silva, der seit 2007 Design-Chef war, galt als Vertrauter, des früheren Konzernchefs Martin Winterkorn, der infolge des Abgas-Skandals zurückgetreten war.
Falsche Werte durch manipulierte Tests
Unterdessen hat der Konzern eingeräumt, Testabläufe gezielt manipuliert zu haben, um die Kohlendioxid-Werte und den Spritverbrauch seiner Fahrzeuge zu schönen. Damit revidierte ein VW-Sprecher frühere Aussagen, denen zufolge die Werte nur auf dem Papier frisiert wurden. Die Falschangaben seien entweder über manipulierten Testwagen oder über Manipulationen im Messvorgang auf dem Prüfstand zustande gekommen, sagte ein Konzernsprecher.
Unregelmäßigkeiten bei CO2-Werten
Am Dienstag hatte VW eingeräumt, dass bei internen Untersuchungen Unregelmäßigkeiten bei den CO2-Werten zahlreicher Modelle aufgefallen seien. Die Angaben zum Ausstoß für CO2 und damit auch zum Spritverbrauch seien zu niedrig ausgewiesen worden. Weltweit könnten dem Autobauer zufolge bis zu 800.000 Autos der Konzernmarken VW, Audi, Skoda und Seat betroffen sein.