Einsatzkräfte der Feuerwehr arbeiten in der Nacht in einer mit Regenwasser vollgelaufenen Tiefgarage in Braunschweig. © dpa Foto: Moritz Frankenberg

Unwetter in Braunschweig: Bei Versicherern türmen sich die Fälle

Stand: 26.06.2023 17:17 Uhr

Nach dem extremen Starkregen durch Tief "Lambert" in Braunschweig gehen bei Versicherungen minütlich neue Schadensmeldungen ein. Ein einziger Versicherer zählt bereits 5.000 Meldungen.

Auch Tage nach dem Unwetter erhalte man Schadensmeldungen im Minutentakt, teilte die "Öffentliche Versicherung Braunschweig" am Montag auf Anfrage des NDR in Niedersachsen mit. Die dort gemeldeten Schäden beliefen sich bereits auf etwa 15 Millionen Euro. Vieles falle erst jetzt auf, etwa beim gründlichen Sichten des Kellers oder beim Anlassen des Autos. Eine Bilanz des Unwetters ist aktuell nicht möglich. Viele große Versicherer sind noch dabei, die Schäden zu erfassen. Meist geht es um Wasserschäden, also vollgelaufene Keller, beschädigte Möbel oder kaputte Stromleitungen.

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Feuerwehrleute pumpen einen Keller aus. © Screenshot
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Stadt Braunschweig: Gut 130 öffentliche Gebäude beschädigt

Auch die Stadt Braunschweig sichtet aktuell noch Schäden. Sie geht derzeit von 130 betroffenen öffentlichen Objekten aus. "Die Schadensbilder gehen weit auseinander", teilte die Stadt dem NDR in Niedersachsen mit. "In der überwiegenden Zahl der Meldungen ist Wasser in Gebäude eingedrungen, was aber nur zu geringen Schäden oder Reinigungsarbeiten geführt hat." In einigen Gebäuden musste der Betrieb aufgrund von Schäden an der Elektrik auch vorübergehend eingestellt werden, hieß es weiter. "Bis alle Aufräum- und Instandsetzungsarbeiten ganz abgeschlossen sind, werden noch einige Wochen vergehen." Aufatmen können dagegen Braunschweiger Sportlerinnen und Sportler: Denn von 90 Sporthallen sind bis auf drei wieder alle freigegeben.

Mehr als dreimal so viele Einsatzkräfte wie bei normalem Starkregen

Ein Feuerwehrfahrzeug fährt durch eine überflutete Straße in Braunschweig. © NonstopNews
Mehr als dreimal so viele Feuerwehrleute wie sonst bei Starkregen waren bei Tief "Lambert" im Einsatz - nämlich 1.000.

Tief "Lambert" war in der Nacht zu Freitag über Braunschweig gezogen. "Wir waren auf ein Starkregenereignis vorbereitet", hatte Feuerwehr-Fachbereichsleiter Torge Malchau am Morgen danach gesagt. "Die Dimension, die es jetzt gehabt hat", sei jedoch "einmalig in der jüngeren Geschichte." Normalerweise seien bei Starkregen zwischen 200 und 300 Kräfte in der Stadt im Einsatz. Diesmal seien es 1.000 gewesen. Auch Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (SPD) hatte die Heftigkeit des Unwetters hervorgehoben: "Das ist eine Lage, mit der wir es so noch nicht zu tun hatten", hatte er am Freitagmorgen gesagt.

Unwetter beschädigen 6.000 Hektar Acker Niedersachsen

Die Folgen der jüngsten Unwetter merken auch die Landwirte in Niedersachsen. Bis Montagnachmittag meldeten rund 150 landwirtschaftliche Betriebe Schäden auf insgesamt 6.000 Hektar. Das teilte Peter Schemmel, Leiter der Bezirksdirektion Hannover der Versicherung "Vereinigte Hagel", mit. Zum Vergleich: Ein Hektar misst etwa ein Fußballfeld in einem großen Bundesligastadion. Hauptsächlich betroffen sei der Süden: Von Hildesheim bis Wolfsburg verursachten Sturm und Starkregen Schäden - zwischen Göttingen und Northeim kam noch Hagel dazu.

Schlimm traf es Schellerten im Landkreis Hildesheim

Ein vom Sturm stark beschädigtes Roggenfeld bei Schulenburg an der Leine in der Region Hannover. © Julian Stratenschulte/dpa Foto: Julian Stratenschulte
So beschädigt wie dieses Roggenfeld in Pattensen, Ortsteil Schulenburg, sah manch ein Acker nach den Unwettern aus.

Bei Gerste fallen die Schäden laut der Versicherung stärker aus als bei Mais oder Weizen. Schemmel zufolge sind Schäden in diesem Ausmaß in der Landwirtschaft nach Unwettern keine Ausnahme. Eine Sprecherin des Landvolks Niedersachsen sagte, dass die Folgen in den Regionen sehr unterschiedlich ausfielen. So habe es etwa die Gemeinde Schellerten (Landkreis Hildesheim) mit abgedeckten Scheunendächern und unter Wasser stehenden Äckern schwer getroffen. Dagegen sei der Südkreis Gifhorn trotz seiner Nähe zum stark betroffenen Braunschweig glimpflicher davongekommen. Bei leichten Unwetterschäden kann sich abgeknicktes Getreide nach Einschätzung des Landesbauernverbandes von selbst wieder aufrichten. Nur in schlimmen Fällen sei die Ernte verloren. Für gute Ernteerträge hoffe die Landwirtschaft weiter auf Niederschlag. "In den meisten Gebieten war der Regen sehr willkommen", sagte die Sprecherin.

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Was in Ihrer Region wichtig ist, hören Sie in dem Mitschnitt der 15.00 Uhr Regional-Nachrichten auf NDR 1 Niedersachsen. 8 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Braunschweig | 26.06.2023 | 15:00 Uhr

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