Mitglieder des Rockerclubs "Hells Angels" fahren Motorrad. © picture alliance / imageBROKER | Thomas Frey Foto: Thomas Frey

Northeim: Polizistin sticht Interna an "Hells Angel" durch

Stand: 17.06.2023 09:28 Uhr

Eine leitende Beamtin der Northeimer Polizei gibt offenbar interne Informationen an ein führendes Mitglied der Rockergruppe "Hells Angels" weiter. Sie arbeitet nicht mehr bei der Polizei.

Wegen Verletzung des Dienstgeheimnisses habe das Amtsgericht Northeim auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl von 90 Tagessätzen zu je 60 Euro gegen die Frau verhängt. Das teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Göttingen am Donnerstag auf NDR Nachfrage mit. Die 31-Jährige muss demnach 5.400 Euro zahlen. Laut Polizeidirektion Göttingen wurde sie zudem "dauerhaft aus dem Dienst entfernt".

Polizist gibt sich als Kaufinteressent aus

Die Frau habe sich in ihrer Probezeit nicht bewährt und diese damit nicht bestanden, teilte die Polizeidirektion Göttingen mit. Demnach hatte die 31 Jahre alte Quereinsteigerin vor zwei Jahren die Leitung des Zentralen Kriminaldienstes (ZKD) in Northeim übernommen. Rund ein halbes Jahr später soll es zu dem Vorfall gekommen sein, der zu dem strafrechtlichen Verfahren führte: Im Zuge von Ermittlungen gegen den Anführer einer Gruppe der "Hells Angels" aus dem Raum Kassel wurde bekannt, dass der Rockerchef privat ein Auto verkaufen wollte. Ein Polizist habe sich unter falschem Namen als Kaufinteressent ausgegeben und auch eine Probefahrt gemacht, sagte Andreas Buick, Sprecher der Staatsanwaltschaft.

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Interne Datenbank durchsucht und Infos weitergegeben

Im Nachhinein habe der "Hells Angels"-Anführer wohl Verdacht geschöpft, sagt Buick. Ende Dezember 2021 wandte sich der Rocker demnach per Whatsapp an die ZKD-Leiterin. Sie solle überprüfen, ob es bei der Polizei einen Beamten mit dem betreffenden Namen gebe. Laut Staatsanwaltschaft durchsuchte die Frau daraufhin eine interne Datenbank und teilte dem Rockerchef mit, dass sie den Namen nicht gefunden habe. Er habe daraus schließen können, dass der Kaufinteressent ein verdeckter Ermittler war, so Buick.

"Verdeckten Ermittler gefährdet"

Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft wusste die ZKD-Leiterin, dass der Mann bei den "Hells Angels" war und sich im kriminellen Milieu bewegte. Mit der Weitergabe der Information habe sie potenziell Leib und Leben des verdeckten Ermittlers gefährdet und möglicherweise den Erfolg der Strafverfolgung beeinträchtigt, so Buick. Bei einer Durchsuchung im Rahmen der Ermittlungen hatte die Polizei das Handy des Rockerchefs sichergestellt und die Kommunikation mit der ZKD-Leiterin gefunden. Bei einer anschließenden Durchsuchung entdeckten Fahnder die entsprechenden Nachrichten auch auf dem Mobiltelefon der Frau.

Durch Quereinstieg in den Polizeidienst gekommen

Die Frau war als Quereinsteigerin zur Polizei gekommen. Sie hatte zunächst Rechtswissenschaften an der Universität Göttingen studiert und arbeitete nach dem Referendariat in einer Anwaltskanzlei. 2019 wurde sie Beamtin bei der Göttinger Polizei. Vor ihrem neuen Job in Northeim hatte sie eine eigens für Volljuristinnen und -juristen entwickelte Qualifizierungsmaßnahme durchlaufen.

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