Nach Kritik: Bischof Wilmer will Konflikt mit Pfarrer beilegen
Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer ist im Streit mit dem Wolfenbütteler Pfarrer Matthias Eggers nach eigenen Angaben um Deeskalation bemüht.
Eggers hatte zuvor den Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bistum kritisiert. "Es ist mir ein sehr großes Anliegen, dass sich diese Situation beruhigt", sagte Heiner Wilmer in einer Stellungnahme am Mittwoch. "Wir werden mit Pfarrer Eggers im Gespräch bleiben, um Wege zu finden, den Konflikt zu befrieden." Zu dem Amtsverzicht, um den der Bischof den katholischen Pfarrer gebeten hatte, äußerte sich Wilmer in der Stellungnahme nicht mehr.
Bischof: Äußerungen in Zeitungsinterview waren "zuspitzend"
Der Hildesheimer Bischof betonte, dass er und der Pfarrer bezüglich der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt das gleiche Ziel verfolgen. Für den Bischof und im Bistum habe das Thema eine sehr hohe Priorität: Zwei Aufarbeitungsstudien seien veröffentlicht worden, eine dritte ausgeschrieben und die Stabsabteilung für das Thema personell aufgestockt, so der Bischof. Dennoch könne es bei diesem komplexen Thema unterschiedliche Auffassungen zur Vorgehensweise geben, sagte Wilmer. Die in einem Zeitungsinterview geäußerte Kritik des Wolfenbütteler Pfarrers halte der Bischof demnach für "pauschal, zuspitzend und undifferenziert".
Konflikt beruht auf Kritik an Weihbischof Bongartz
Der Grund für den Konflikt mit Pfarrer Eggers sieht der Bischof der Stellungnahme zufolge nicht in dem Zeitungsinterview, sondern in der kritischen Haltung des Pfarrers gegenüber Weihbischof Heinz-Günter Bongartz. Pfarrer Eggers hatte demnach gefordert, dass Bongartz nicht zur Firmung nach Wolfenbüttel kommen soll. Damit habe er den Weihbischof an der Ausübung einer vom Bischof aufgetragenen Aufgabe behindert, sagte Wilmer. "Das geht nicht, zumal Pfarrer Eggers keine Belege für seine Anschuldigungen vorgebracht hat", so der Bischof.
Weihbischof Bongartz lehnte Rücktritt ab
Weihbischof Bongartz steht seit Jahren im Zusammenhang mit der Aufarbeitung früherer Missbrauchsfälle in der Kritik. Die Betroffeneninitiative Hildesheim hatte daher vor zwei Jahren seinen Rücktritt gefordert. Bongartz lehnte diesen jedoch ab und wies die Vorwürfe zurück. "Um zu deeskalieren, habe ich entschieden, dass nicht Weihbischof Bongartz nach Wolfenbüttel kommt", sagte Bischof Wilmer am Mittwoch. Stattdessen werde ein anderer Geistlicher diese Aufgabe übernehmen.
Diözesanrat Hildesheim fordert Untersuchung
Auch der Diözesanrat Hildesheim - die oberste Vertretung der Laien im Bistum Hildesheim - hat sich in den Konflikt zwischen Bischof Wilmer und Pfarrer Eggers eingeschaltet. In einem Brief, der dem NDR vorliegt, fordert der Diözesanrat die Bistumsleitung dazu auf, die Vorwürfe von Pfarrer Eggers gegen Weihbischof Heinz Günter Bongartz neutral und unabhängig untersuchen zu lassen. Bis die Ergebnisse dieser Untersuchung vorliegen, sollten personal- und dienstrechtliche Maßnahmen des Bistums gegen Pfarrer Eggers ruhen, hieß es in dem Schreiben.
Gemeindemitglieder solidarisieren sich mit Pfarrer
Wolfenbüttels Pfarrer Matthias Eggers hatte zuvor in einem Interview kritisiert, dass Fälle sexuellen Missbrauchs seiner Ansicht nach zu zögerlich im Bistum aufgearbeitet werden. Bei einem Personalgespräch wurde ihm daraufhin nahegelegt, sein Amt zu räumen. Daraufhin erfuhr der Pfarrer viel Solidarität von Gemeindemitgliedern und Menschen aus Wolfenbüttel.